Noch einmal die Klassiker, noch einmal in Bormio kurz vor dem Jahreswechsel und dann in Wengen und Kitzbühel am Start stehen und dann ist Schluss. Dann verabschiedet sich einer der Grössten vom alpinen Skirennsport. Beat Feuz beendet im Januar seine beeindruckende Karriere. Mit dem Schangnauer verliert der Skirennsport eine der prägendsten Figuren der letzten Dekade.
Mit dem Gewinn von olympischem Gold im vergangenen Februar in Peking veredelte Feuz seine imposante Erfolgsbilanz. Vor bald 6 Jahren wurde er in St. Moritz Weltmeister, viermal sicherte er sich die kleine Kristallkugel, die Auszeichnung für den besten Abfahrer einer Weltcup-Saison. In seinem Palmarès hat Feuz 16 Weltcupsiege stehen, 13 in der Abfahrt und 3 im Super-G.
Neben Gold in China gewann er bei den Spielen 4 Jahre zuvor in Pyeongchang in Südkorea Silber im Super-G und Bronze in der Abfahrt. An Weltmeisterschaften sicherte er sich neben dem Abfahrtstitel vor knapp 8 Jahren in Beaver Creek und im vorletzten Winter in Cortina d'Ampezzo Abfahrts-Bronze.
Vom Stangenwald auf die Speed-Pisten
Begonnen hatte das Abenteuer Skirennzirkus für einen der erfolgreichsten Abfahrer überhaupt aber zwischen den Slalomstangen. Zu Juniorenzeiten konzentrierte sich Feuz auf die technischen Disziplinen, gewann im Slalom unter anderem die Bronzemedaille bei den Junioren-WM 2005 und 2007. Zunehmend begann Feuz, der aufgrund seiner etwas molligen Statur und seiner Schnelligkeit von Teamkollegen den Spitznamen «Kugelblitz» erhielt, sich auf die schnellen Disziplinen zu konzentrieren.
So gewann er bei der Junioren-WM 2007 auch Gold in der Abfahrt und im Super-G. Doch nicht nur Erfolge, sondern auch Verletzungen prägten die Karriere von Feuz von Anfang an. Bereits als knapp 8-Jähriger brach sich Feuz beide Sprunggelenke und war 3 Monate lang auf einen Rollstuhl angewiesen. Zwischen April 2007 und Oktober 2009 absolvierte er verletzungsbedingt kein einziges Rennen, nachdem er im Abfahrtstraining in Zermatt einen Kreuzbandriss im linken Knie erlitten hatte.
Das verflixte linke Knie
Überhaupt sorgte jenes Knie immer wieder für Probleme in Feuz' Karriere. Die grösste Zäsur brachte wohl das Jahr 2012, als das Knie fünfmal unter Vollnarkose durchgespült werden musste. Zwischenzeitlich hatte sogar eine Amputation des Unterschenkels oder eine Versteifung des Knies im Raum gestanden. Die Ärzte rieten ihm umgehend zum Rücktritt.
Wäre Feuz dem Rat der Mediziner gefolgt, wäre seine Karriere längst zu Ende. Doch der Schweizer wollte sich seinem Schicksal nicht ergeben. Er kämpfte um sein Dasein als Skirennfahrer, nahm Strapazen auf sich und betrachtete jeden noch so kleinen Fortschritt als gutes Zeichen für den Weg zurück auf die Pisten. Feuz sollte sich nicht täuschen. Der Kampf und all die Entbehrungen lohnten sich, die grossen Erfolge sollten für den Schangnauer noch kommen.
Die grössten Erfolge in der Karriere von Beat Feuz
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Bild 1 von 22. 7. Februar 2022: Olympiasieg in Peking. Mit diesem Erfolg krönt Feuz seine Karriere endgültig. In Peking holt er sich vor Johan Clarey und Matthias Mayer Olympia-Gold. Bildquelle: Keystone/ Jean-Christophe Bott.
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Bild 2 von 22. 23. Januar 2022: Aller guten Dinge sind 3. Beat Feuz holt sich den 3. Triumph in Kitzbühel. Der Schangnauer jubelt über den Sieg, Marco Odermatt (l.) wird Zweiter. Bildquelle: EPA/CHRISTIAN BRUNA.
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Bild 3 von 22. 14. Februar 2021: WM-Bronze in Cortina d'Ampezzo. Das Team feiert Feuz zurecht: Dank wenigen Hundertstelsekunden Vorsprung vor Teamkollege Marco Odermatt holt der Schangnauer seine 3. WM-Medaille. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 4 von 22. 24. Januar 2021: Feuz doppelt in Kitzbühel nach. 48 Stunden nach seinem Premieren-Triumph auf dem Hahnenkamm steht Beat Feuz schon wieder ganz zuoberst auf dem Treppchen. Es war zudem der 600. Weltcupsieg in der Geschichte des Schweizer Alpin-Teams. Bildquelle: EPA/CHRISTIAN BRUNA.
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Bild 5 von 22. 22. Januar 2021: Kitzbühel-Fluch beendet. Nach vier 2. Plätzen beendet Beat Feuz den Fluch in Kitzbühel. Der Schangnauer triumphiert am 22. Januar 2021 mit 0,16 Sekunden vor Matthias Mayer (AUT). Es war gleichzeitig die 500. Abfahrt der Weltcup-Geschichte. Bildquelle: KEY/EPA/CHRISTIAN BRUNA.
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Bild 6 von 22. 18. Januar 2020: 3. Heimtriumph in Wengen. Durch eine Verkürzung der Strecke lässt sich Feuz im Januar nicht beunruhigen. Er gewinnt zum 3. Mal nach 2012 und 2018 – vor Dominik Paris, der im 13. Anlauf erstmals auf dem Podest landet. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 22. 7. Dezember 2019: Feuz doppelt nach. Auf der «Birds of Prey» gewinnt der Schangnauer ein Jahr nach seinem letzten Abfahrtssieg erneut. Damit übernahm er die Führung im Abfahrtsweltcup. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 22. 30. November 2018: Schweizer Doppelsieg in Lake Louise. Der Sieg im November 2018 auf einer verkürzten Strecke in Lake Louise war speziell: Dank dem 2. Rang von Mauro Caviezel durfte sich Feuz über einen Schweizer Doppelsieg freuen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 22. 16. Februar 2018: Der «Kugelblitz» gewinnt Olympia-Silber. Nicht in seiner Paradedisziplin, sondern im Super-G jubelt Feuz. Einzig der Österreicher Matthias Mayer war in Pyeongchang schneller. Bildquelle: KEYSTONE/Alexandra Wey.
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Bild 10 von 22. 15. Februar 2018: Olympia-Bronze in der Abfahrt. Bereits einen Tag vor Silber durfte Feuz über Bronze in der Abfahrt jubeln. Es war die erste von insgesamt drei Olympia-Medaillen. Bildquelle: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller.
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Bild 11 von 22. 27. Januar 2018: Sieg in Garmisch. In der letzten Abfahrt vor den Olympischen Winterspielen schlägt der «Kugelblitz» in Garmisch-Partenkirchen zu und gewinnt vor Vincent Kriechmayr (AUT) und Dominik Paris (ITA). Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 22. 13. Januar 2018: Zweiter Sieg am Lauberhorn. Mit der Nummer 1 legt Beat Feuz am Lauberhorn eine Wahnsinns-Fahrt in den Schnee von Wengen. Und holt sich damit seinen zweiten Sieg in der Heimat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 22. 25. November 2017: Sieg zum Saisonstart. Im ersten Abfahrtsrennen der Saison verweist Feuz den Österreicher Matthias Mayer und den Norweger Aksel Lund Svindal auf die weiteren Plätze. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 22. 12. Februar 2017: Abfahrts-Weltmeister! Noch hängt die Medaille zwar nicht um seinen Hals, die Fäuste sind trotzdem geballt. An der Heim-WM in St. Moritz krönt sich Feuz zum Weltmeister. 2 Hundertstelsekunden rettete er auf Erik Guay. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Schneider.
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Bild 15 von 22. 17. März 2016: Der dritte Sieg im Super-G. Einen Tag nach seinem Sieg in der Abfahrt überzeugt Feuz auch im Super-G in St. Moritz und feiert zwei Erfolge innert zwei Tagen. Bildquelle: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller.
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Bild 16 von 22. 16. März 2016: Sieg nach Rückkehr. Als erster Schweizer seit Januar 2014 gewinnt Feuz in St. Moritz wieder eine Abfahrt. Dazwischen lag eine lange Verletzungspause. Es sollte der Befreiungsschlag für den Schangnauer sein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 17 von 22. 7. Februar 2015: Freude auch für den Teamkollegen. Beim überraschenden WM-Titel von Patrick Küng in Beaver Creek fuhr Feuz als Dritter aufs Podest und holte seine erste Medaille an Weltmeisterschaften. Gemeinsam jubelten sie auf dem Podest. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 18 von 22. 2. März 2012: Sieg im Super-G in Kvitfjell. Zeitgleich mit dem Österreicher Klaus Kröll gewinnt Feuz in Kvitfjell den Super-G. Es ist neben einem Abfahrts-Sieg der zweite Triumph in Norwegen. Bildquelle: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller.
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Bild 19 von 22. 11. Februar 2012: Sieg in Sotschi. Nur wenige Wochen nach dem Lauberhorn-Triumph feiert Feuz in Sotschi den 3. Abfahrtssieg. Bildquelle: Keystone.
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Bild 20 von 22. 14. Januar 2012: Ein Exploit in der Heimat. Zu Beginn des Jahres 2012 feiert Feuz an der Lauberhornabfahrt sensationell den Sieg. Er gewinnt mit fast einer halben Sekunde vor dem Österreicher Hannes Reichelt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 21 von 22. 16. Dezember 2011: Erster Sieg im Super-G. Jubeln will gelernt sein: Der junge Beat Feuz freut sich in Gröden über seinen ersten Sieg in einem Super-G. Bildquelle: AP Photo/Armando Trovat.
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Bild 22 von 22. 11. März 2011: Die Erfolgsgeschichte beginnt. Der 24-jährige Beat Feuz feiert in Kvitfjell den ersten Weltcupsieg seiner Karriere. Er gewinnt das Rennen vor dem Kanadier Erik Guay und Michael Walchhofer (AUT). Bildquelle: Keystone.
Der angekündigte Abgang mitten in der Saison kommt trotz dem damit verbundenen Verzicht auf eine letzte WM-Teilnahme nicht ganz überraschend. Der Termin für die Dernière macht für Feuz Sinn. Am Lauberhorn und am Hahnenkamm beschliesst er seine Karriere mit jenen Abfahrten, die ihm stets am meisten am Herzen gelegen haben. Siege in Wengen und in Kitzbühel haben ihm immer sehr viel bedeutet. Er hat sie sogar über den Gewinn von olympischem oder WM-Gold gestellt.
Je dreimal hat Feuz in Wengen die längste und in Kitzbühel die schwierigste Abfahrt gewonnen. In Kitzbühel hat er Geduld aufbringen und viermal Zweiter werden müssen, bis es vor knapp 2 Jahren, damals gleich doppelt, und im letzten Winter geklappt hat. In gut 4 Wochen fährt Feuz noch zweimal rennmässig die «Streif» runter. Dann ist Schluss. Dann tritt ein aussergewöhnlicher Fahrer nach einer aussergewöhnlichen Karriere ab.