Seit dem 4. Juni 2021 ist Johan Eliasch Präsident des Internationalen Skiverbandes FIS. Der schwedisch-britische Doppelbürger sorgte mit seinen Ideen von Anfang an für Kontroversen. Eines seiner grossen Ziele ist die zentrale Vermarktung der TV- und Medienrechte von Weltcup-Events. Dadurch soll das Geld bei der FIS bleiben, so sollen unter anderem die Sportlerinnen und Sportler höhere Preisgelder erhalten.
Engere Zusammenarbeit von Swiss-Ski, ÖSV und DSV
Swiss-Ski sowie die Landesverbände von Österreich (ÖSV) und Deutschland (DSV) stehen den Plänen von Eliasch skeptisch gegenüber. Hauptkritikpunkt ist, dass durch die zentrale Vermarktung laufende Verträge der Landesverbände mit Sponsoren gebrochen würden. Swiss-Ski, ÖSV und DSV haben sich vor diesem Hintergrund im Januar zu einer engeren Zusammenarbeit entschlossen. Diese Verbände sind es unter anderen auch, welche die Wiederwahl von Eliasch im Jahr 2022 hinterfragen.
Bevor es eine Zentralisierung gibt, wollen wir ein exaktes Konzept sehen, wie das genau erfolgen soll.
Eliasch ist vom Gegenwind dieser mächtigen Ski-Nationen alles andere als begeistert. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann stellt gegenüber Keystone-SDA aber klar: «Die Schweiz wehrt sich überhaupt nicht gegen die Zentralisierung der Vermarktung. Von Anfang an habe ich aber auch gesagt, dass es wohl frühestens 2026 wird, bis man diese umsetzen könnte. Doch bevor es eine Zentralisierung gibt, wollen wir ein exaktes Konzept sehen, wie das genau erfolgen soll. Das ist nichts als legitim und auch zum Schutz unserer Organisatoren.»
Eliasch spricht von «Sabotage»
Auch Swiss-Ski, ÖSV und DSV sind für Weiterentwicklung. Das grösste Problem stellt das Tempo der angestrebten Veränderungen dar. Eliasch verurteilt das Verhalten besagter Verbände, spricht in Medien von «Sabotage» (Blick), vom «langsamen Tod des Ski-Sports» und vom «kommerziellen Selbstmord» (Kronen Zeitung).
«Wenn ich von Sabotage lese, dann klingt das wie Kriegsvokabular. Und das in unserem wunderschönen Sport. Das ist völlig deplatziert», ärgert sich Lehmann im Interview mit SRF. «Wir haben Konzepte gemacht zur Zentralisierung, wollten einen Termin mit der FIS. Dieser wurde aber hinausgeschoben und schliesslich abgesagt.»
Eliasch wirft seinerseits Lehmann und Co. vor, die persönlichen Interessen über den Sport zu stellen, und bemängelt die Diskussionsbereitschaft. Lehmann entgegnet: «Ich habe mindestens 10 Mal das Gespräch gesucht, habe gesagt, wie ich es sehe. Aber es gab keine Antworten und vor allem keine Lösungen.»
Die Situation ist grundsätzlich für alle und den ganzen Skisport als solchen schwierig und herausfordernd. Das hat sich so ganz bestimmt niemand gewünscht.
Am Schluss sei laut Lehmann der Sport das Wichtigste und dass man alles dafür mache, dass es den Sportlerinnen und Sportlern gut geht. «Es geht weder um Eliasch noch um Lehmann, wir dienen alle dem Sport. Das müssen alle begreifen und das ist nicht der Fall.»
Die fehlende Kommunikation der Kooperationspartner Swiss-Ski, ÖSV und DSV mit der FIS um Eliasch sieht Lehmann als eines der Hauptprobleme. «Die Situation ist grundsätzlich für alle und den ganzen Skisport als solchen schwierig und herausfordernd. Das hat sich so ganz bestimmt niemand gewünscht.» Eine Spaltung der FIS sei aber sicher nicht das Ziel.