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Federica Brignones Märchen Wenn sich statt Rücktritt der WM-Kreis schliesst

Eigentlich wollte die Italienerin ihre Karriere vor zwei Jahren beenden. Nun ist sie erstmals Riesenslalom-Weltmeisterin.

Die Geschichte mutet schon fast etwas kitschig an. Wie Federica Brignone im WM-Studio von SRF verrät, hatte sie vor zwei Jahren den festen Plan gefasst, ihre Karriere nach dem Winter 2022/23 zu beenden. «Ich dachte, das wäre meine letzte Saison. Deshalb habe ich meinen Sponsor gefragt, ob ich für meine letzte Weltmeisterschaft in Méribel etwas Besonderes haben könnte. Ich bekam dann den Helm mit dem Tiger drauf», erzählt die 34-Jährige.

Fortsetzung statt Rücktritt

Nach Gold in der alpinen Kombination sowie Silber im Riesenslalom entschied sich Brignone schliesslich, doch weiterzumachen. «Ich denke, das war eine gute Entscheidung», so die Italienerin – fortan mit dem «Tiger-Helm» unterwegs – schmunzelnd.

Wie wahr! In Saalbach kürte sich Brignone nun erstmals zur Riesenslalom-Weltmeisterin. Sie tat dies in beeindruckender Manier – ihr Vorsprung auf die zweitplatzierte Alice Robinson (NZL) betrug am Ende beinahe eine Sekunde.

Federica Brignone.
Legende: Mit dem Tiger schnell unterwegs Federica Brignone. Keystone/Marco Trovati (Archiv)

Der überlegene Erfolg von Brignone kommt nicht von ungefähr. Erreichte sie in dieser Saison im Riesenslalom das Ziel, gewann sie auch. Das war in 3 von 6 Rennen der Fall. Und für die Frau aus dem Aosta-Tal schliesst sich mit diesem Titel ein Kreis: Vor 14 Jahren ging der Stern der damals 20-Jährigen an der WM in Garmisch-Partenkirchen (GER) mit Silber in ihrer Paradedisziplin Riesenslalom auf.

Die Gründe für den Höhenflug der Tochter der 4-fachen Weltcupsiegerin Maria Rosa Quario sind mannigfaltig. Ein Name fällt auf der Suche nach dem Erfolgsrezept aber immer wieder: Davide. Der drei Jahre jüngere Bruder weicht kaum von Brignones Seite, ist Trainer, Motivator und Organisator in einer Person.

«Er hat mich von Anfang an unterstützt und begleitet. Er hat auch dafür gesorgt, dass ich an meiner Einstellung arbeite. (…) So habe ich beispielsweise mit Meditation angefangen, Atemübungen oder Hypnose gemacht. Das hat mir geholfen, mit dem Druck umzugehen», erzählt Brignone.

Keine Tränen, aber grosse Freude

Diesen spürte sie am Donnerstag für einmal nicht. «Heute hatte ich alles unter Kontrolle, sowohl im Ziel als auch auf der Strecke», erklärt Brignone, sonst eher als Exzentrikerin bekannt. «Ich war einfach nur glücklich, als ich über die Ziellinie fuhr und die ‹1›sah.» Sie habe gar keine Zeit gehabt, auf all die Eindrücke zu reagieren.

Dies holte Brignone schliesslich am Abend nach, als sie an der Siegerehrung ihre Goldmedaille entgegennehmen und der italienischen Nationalhymne lauschen durfte. Tränen gab es für einmal zwar keine, doch «innerlich habe ich geweint».

SRF zwei, sportlive, 13.02.2025, 12:55 Uhr ; 

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