WM-Abfahrten haben in der Regel ihre eigenen Gesetze. Vor zwei Jahren in Méribel war es Jasmine Flury, die sich zur Weltmeisterin kürte, ohne zuvor nur ein Weltcuprennen gewonnen zu haben. Auch 2025 ist die neue «Abfahrtskönigin» eine Premierensiegerin. Aufgrund ihrer Vorgeschichte ist der überraschende Triumph von Breezy Johnson aber noch etwas spezieller.
Denn vor einem Jahr stand Johnson ohne Team und (fast) ohne Geld da. Weil die US-Amerikanerin insgesamt drei Mal gegen die Meldepflicht der US-Antidoping-Agentur USADA verstossen hatte, griff diese durch und sprach im Oktober 2023 eine 14-monatige Sperre aus. Die Frau aus dem US-Staat Wyoming verpasste nicht nur die gesamte Saison 2023/24, sondern wurde auch vom Training mit dem US-Team ausgeschlossen.
Keine Service-Leute und Trainer während eines gesamten Winters: Auf rund 200'000 Dollar bezifferte Johnson im Oktober des vergangenen Jahres gegenüber SRF den Betrag, welchen sie für ihren selber verschuldeten Alleingang aufbringen musste. Erst im Dezember 2024 kehrte sie in den Weltcup zurück und fuhr auf Anhieb wieder in die Punkte.
Ein Tattoo für den Trainer
Die WM-Abfahrt nahm sie mit der Startnummer 1 in Angriff. Die 1, die im Ziel aufleuchtete, hatte bis zum Rennende Bestand. «Es ist unglaublich und verrückt», erklärte die 29-Jährige im Siegerinnen-Interview. «Es ist ein Privileg, hier überhaupt dabei zu sein», habe sie am Morgen vor dem Rennen in ihr Handy getippt. Sie habe sich in der jüngsten Vergangenheit wieder mehr auf den «Fortschritt» anstelle der nackten Resultate fokussiert. «Dass diese jetzt trotzdem gekommen sind, ist unglaublich.»
«Leidtragender» von Johnsons Überraschungserfolg ist Alexander Hödlmoser. Der Speedtrainer der US-Frauen hat seinem Team versprochen, sich ein Tattoo stechen zu lassen, wenn einer seiner Schützlinge gewinnt. «Alex, du machst dir am besten jetzt schon Gedanken dazu», richtete sich die US-Amerikanerin mit einem Grinsen an ihren Coach.