Die Team-Kombination in Saalbach – sie war nicht vom Argwohn gegenüber allem Neuen verschont geblieben. Im Prinzip summiere man einfach zwei einzelne Rennen, um künstlich einen Teamgedanken zu entfachen, wurde gespottet.
Andere unkten, es handle sich um eine Notlösung der FIS, da man dem Vermarkter elf Rennen versprochen habe (in Courchevel waren es noch 13 gewesen). Natürlich ging man ein Wagnis ein, hatte es doch ein entsprechendes Rennen im Weltcup zuvor nie gegeben.
Doch nach der Feuertaufe der jüngsten Alpin-Disziplin lässt sich konstatieren: Die Team-Kombination ist ein Erfolg. Lässt sich durch die Schweizer Brille leicht sagen, aber auch abgesehen davon. Die Spannung blieb nach Teil eins jeweils hoch, Zufallssieger gab es am Ende dennoch keine. Da nur Spezialisten antraten, war das Niveau hoch. Vorbei die Zeiten der «klassischen» Alpinen Kombination, als sich reine Abfahrts-Cracks wie Dominik Paris durch den Stangenwald quälten.
Pech für Braathen und Colturi
Freilich findet man in Sachen Fairness Gegenargumente: Etwa, dass Lucas Pinheiro Braathen als einziger Brasilianer nicht mitmischen kann. Die für Albanien startende Lara Colturi ebenso wenig. Oder dass die Schere zwischen den starken Ski-Nationen und den «Exoten» noch weiter auseinandergeht.
Während die Schweiz oder Österreich jeweils mehrere potente Duos an den Start brachten, verfügen viele Equipen nicht über Weltklasse in Speed und Technik. Und doch brachte beispielsweise bei den Männern die Ukraine gleich 3 Duos an den Start – was von der FIS mittels Antrittsgage grosszügig entlöhnt wird.
Tatsächlich war ein inhärenter Teamgedanke offensichtlich, wenn man die Fahrerinnen und Fahrer beim Anfeuern des jeweiligen «Gspänli» beobachtete. Dazu kommt, dass es Saalbach richtig gemacht hat. Die Gewichtung von Abfahrt und Slalom war ausbalanciert. Der Veranstalter schaffte es schon im Team-Event Parallel zum Auftakt zu vermeiden, was etlichen Vorgängern zum Verhängnis geworden war: dass einer der beiden Kurse unverhofft Vorteile bot.
Shiffrin und Gut-Behrami schreiben Geschichte – und in Cortina?
Dank Mikaela Shiffrin erhielt die Team-Kombination gar eine historische Note. Die US-Amerikanerin, die nur aufgrund einer mangelnden Form im Riesenslalom und Traumata nach einem heftigen Sturz in der «neuen» Kombi antrat, schloss mit der 15. WM-Medaille zu Rekordhalterin Christl Cranz auf. Nationalen Rekord gab es für Lara Gut-Behrami. Mit der insgesamt 9. WM-Medaille egalisierte sie Pirmin Zurbriggens Bestmarke.
Die Tessinerin hatte zunächst zu den Skeptikerinnen der Team-Formate gehört. Nach dem Gewinn der Silbermedaille musste sie eingestehen: «Jetzt hat man etwas Neues gefunden, das Spass macht.» Sie habe nicht gedacht, «dass Teamsport Sinn macht», wurde nun aber eines Besseren belehrt.
Lobende Worte für das Format fand auch Matteo Joris im Vorfeld des Männer-Rennens: «Es ist ein sehr cooles Rennen», schwärmte der Schweizer Slalom-Chef. Es sei besonders, «Technik- und Speed-Athleten einmal zusammen zu sehen – für Trainer und Zuschauer».
Man ist sich einig: Das Format hat Zukunft – was wortwörtlich zu nehmen ist: Es wird auch an den Olympischen Winterspielen kommendes Jahr in Cortina auf dem Rennprogramm stehen. Ganz zur Freude von Gut-Behrami. Sie will auch in den italienischen Alpen wieder in der Team-Kombi antreten. Und sie weiss auch schon, mit wem: Silber-Partnerin Holdener.