Er ist der beste männliche Skifahrer der Gegenwart, er dominiert den Riesenslalom seit drei Saisons – WM-Gold lag auf der «Eclipse»-Piste in Courchevel für Marco Odermatt bereit.
Und doch: Der 25-Jährige musste sich seinen 2. Titel binnen 5 Tagen hart erkämpfen. Nachdem er im 1. Lauf an einem Tor angehängt hatte, wies er den für ihn ungewohnt grossen Rückstand von 58 Hundertsteln auf Leader Marco Schwarz auf. Um doch noch das oberste Treppchen zu erklimmen, war er nach eigenen Worten auf Fehler des Österreichers im Finale angewiesen.
Aus der Rücklage zu WM-Gold
Ebenfalls ungewohnt: Odermatt gewann das Rennen ohne Laufbestzeit (im 2. Durchgang war Loïc Meillard der Schnellste). Dies ist «Odi» bei seinen Riesenslalom-Siegen seit Sölden 2021 nicht mehr passiert. Erst zum 3. Mal überhaupt gewann er ein Rennen, in dem er nach dem 1. Lauf nicht führte. «Kampfgeist» sei die wichtigste Ingredienz zum Titel in Courchevel gewesen, so der Nidwaldner in einer ersten Analyse.
Im «Riesen» eine «Bank»
Mit WM-Gold in seiner Paradedisziplin hat Odermatt nun seine letzte kleine Lücke in seinem bereits grossartigen Palmarès geschlossen – sofern überhaupt von einer Lücke gesprochen werden kann. Odermatt hat nun bereits 15 wichtige Riesenslaloms gewinnen können:
- An der WM 2023 in Courchevel
- Bei Olympia 2022 in Peking
- In 11 Weltcuprennen, darunter zweimal in Adelboden
- Bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2016 und 2018
Als erst 4. Schweizer nach Roger Staub (1960), Heini Hemmi (1976) und Carlo Janka (2009/10) hat Odermatt das Riesenslalom-Double Olympia-WM geschafft – wobei Staub und Hemmi ihre Titel in einem einzigen Rennen errangen, da die Olympischen Spiele damals auch als WM zählten.
Meillard geschwächt zu Silber
Ob dem Odermatt-Hype darf Meillards Silbermedaille nicht unterschlagen werden. Der 26-Jährige fuhr zu seiner 3. WM-Medaille, obwohl er zuletzt drei Tage mit Fieber das Bett hütete – was er aber erst nach dem Rennen verriet.
Dass der Romand ein begnadeter Riesenslalom-Fahrer ist, ist seit seinem ersten Top-10-Platz im Weltcup (als erst 19-Jähriger im Jahr 2016 in Kranjska Gora) bekannt. Ein Sieg blieb Meillard aber bis zu seinem Coup im Nacht-Riesenslalom vor drei Wochen in Schladming verwehrt.
Eine WM-Medaille im «Riesen» verpasste er ebenfalls zweimal knapp: 2019 in Are wurde er 4., vor zwei Jahren in Cortina 5. Die meisten seiner damaligen Bezwinger (Henrik Kristoffersen, Alexis Pinturault, Mathieu Faivre, Luca De Aliprandini, Marco Schwarz oder Filip Zubcic) liess er heuer hinter sich.