Der letzte Winter war für Andrea Ellenberger einer zum Vergessen. Die 31-jährige Nidwaldnerin stand bei acht Weltcup-Riesenslaloms am Start, kein einziges Mal vermochte sie sich für den 2. Lauf zu qualifizieren. Die schwachen Auftritte hatten im April dann auch Konsequenzen. Ellenberger flog aus den Kadern von Swiss-Ski.
«Es kam nicht ganz überraschend. Und doch war ich sicher sehr enttäuscht, als es wirklich klar war. Ich habe dann auch ein bisschen Abstand gebraucht, es waren viele Emotionen im Spiel», blickt sie zurück.
Gedanken an Karriereende waren da
Sie habe sich dann definitiv auch Gedanken über einen Rücktritt gemacht. «Die letzte Saison war Frust pur. Je mehr ich es wollte, desto weniger hat es funktioniert. Ich habe gemerkt, dass das Feuer ein bisschen erloschen ist, und wollte mir die Zeit geben, die Saison aufzuarbeiten, nach Gründen und Fehlern zu suchen.»
Und Ellenberger entschied sich, noch einmal anzugreifen. Die Freude und das Feuer seien einfach immer noch da. Gleichzeitig gab es einen anderen Lichtblick: «Wir haben im Materialbereich eine Lösung gefunden und seither funktioniert es viel besser. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht ‹Tschüss› sagen kann, solange wir nicht alles probiert haben.»
Ich habe gemerkt, dass es mir extrem guttut, wenn ich mehr Verantwortung über meine Karriere übernehmen muss.
Ohne Kaderstatus kommen insbesondere in Sachen Organisation viele Herausforderungen auf Ellenberger zu. Sie kann diesem Aspekt aber auch Positives abgewinnen. «Ich habe da schon meine Erfahrungen gemacht. Diesen Sommer habe ich dann wieder gemerkt, dass es mir extrem guttut, wenn ich mehr Verantwortung über meine Karriere übernehmen muss. Wenn ich meine eigene Chefin und auch verantwortlich für meine Trainings bin.»
Für den Riesenslalom in Sölden zum Saisonauftakt am Samstag musste Ellenberger eine Qualifikation bestreiten. Auf der Diavolezza sicherte sie sich in der teaminternen Ausscheidung ihren Startplatz. Diese Zusatzbelastung bedeutet für sie aber nicht grösseren Druck.
Ich habe mich bewusst für diesen Weg entschieden und will das machen. Deshalb bin ich sehr entspannt und mit viel Freude unterwegs.
«Ich fühle mich so frei wie schon seit Jahren nicht mehr und habe das Gefühl, dass ich nicht muss, aber will.» Im letzten Winter habe sie gemerkt, dass sie eigentlich nur noch verlieren kann. «Diese Saison habe ich nichts zu verlieren. Ich habe mich bewusst für diesen Weg entschieden und will das machen. Deshalb bin ich sehr entspannt und mit viel Freude unterwegs.»
Konkrete Ziele für das Rennen in Sölden will sich Ellenberger keine setzen. In absoluter Topform sei sie sicher noch nicht. «Ich erwarte einfach von mir, dass ich gut Ski fahre, dass ich angreife, dass ich mutig bin. Welche Zahl dann am Schluss im Ziel steht, sehe ich dann.»