Daniel Yule vor Loïc Meillard (Februar/Chamonix), Lara Gut-Behrami vor Jasmine Flury (Februar/Crans-Montana) oder Marco Odermatt vor Meillard (März/Aspen): In jüngster Zeit durfte sich die Schweizer Ski-Nation über so manchen Doppelsieg bei den Alpinen freuen. Lange 28 Jahre ist es allerdings her, seit zwei Schweizerinnen in einem Slalom die ersten beiden Plätze bekleidet haben.
Im Januar 1996 siegte Sonja Nef in Sestriere vor Marlies Oester. Für die damals 24-Jährige war es ebenfalls der erste Weltcup-Sieg – genau wie 2024 für Camille Rast. Die Walliserin gewann vor Teamkollegin Wendy Holdener in Killington. «Es fühlt sich unglaublich an, ich checke das noch nicht», konnte es die 25-Jährige kurz nach ihrem 2. Slalomlauf noch schlecht einordnen.
Parallelen über Parallelen
Holdener war auch die letzte Schweizerin, die vor Rast zuoberst auf einem Slalompodest gestanden hatte, und zwar im Dezember 2022 in Sestriere – wie damals Nef. Der Triumph gelang der Schwyzerin zwei Wochen nach dem Premieren-Sieg in ihrer Spezialdisziplin in Killington – wie jetzt Rast. Schon damals hatte Holdener zusammen mit Anna Swenn-Larsson gefeiert, die nun auch beim Rast-Sieg ex-aequo mit Holdener rangiert wurde.
Knie und Material spielten nicht mit
«Es ist alles so verrückt», konstatierte Rast. «Der Sieg zeigt, dass ich gut gearbeitet habe.» Der Weg an die Weltspitze schien für die starke Technikerin immer vorgezeichnet. Im März 2017 fuhr Rast in Are zu Junioren-WM-Gold im Slalom. Zwei Jahre später, noch immer keine 20 Jahre alt, gewann die Walliserin in Val di Fassa auf gleicher Stufe auch Silber im Riesenslalom.
Dann aber folgte der – vorläufige – Bruch in der Karriere. Probleme mit der Gesundheit, darunter neben einer Knieverletzung auch eine schwere Depression nach einer Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber, und auch mit dem Material verhinderten während einiger Jahre ihren Aufstieg.
Erst seit Anfang 2024 liefert Rast konstante Resultate in den Top 10, oftmals sogar in den ersten fünf, ab. «Endlich», konstatierte sie vor neun Tagen im Zielraum in Gurgl mit Tränen in den Augen, nachdem sie mit Rang 3 erstmals über einen Weltcup-Podestplatz jubeln konnte. Am Tag vor ihrem Premierensieg doppelte sie als Dritte des Riesenslaloms in Killington nach. «Dieser Hang ist sehr cool zu fahren», so Rast.
Weiter geht es für die formstarke Technikerin erst Ende Jahr: Am Semmering steht ein Riesenslalom (28.12.) und tags darauf ein Slalom an. «Ich möchte einfach weiter so fahren», meint sie vorausblickend schlicht. Und im besten Fall auch weiter so siegen.