Es war der 17. Februar 2024, als Jasmine Flury in Crans-Montana im Ziel der Abfahrt beim Abschwingen merkte, dass etwas mit ihrem rechten Knie nicht stimmt. Die Saison war für die Bündnerin vorzeitig zu Ende. Es stellte sich heraus, dass sie sich eine seltene und komplizierte Verletzung zugezogen hatte. Ein Stück Knorpel hatte es aus ihrem Kniegelenk herausgedrückt.
Schliesslich wurde eine Operation nötig, bei der Flury dieses Stück wieder eingesetzt wurde. Während drei Monaten ging die Abfahrts-Weltmeisterin von 2023 an Krücken. Es handelt sich um eine Verletzung, die komplexer ist als ein Kreuzbandriss, der Knorpel wird weniger durchblutet als andere Gefässe im Körper. Entsprechend lange ist der Genesungsprozess. Eine Rückkehr auf die Ski ist noch nicht absehbar, die 30-Jährige braucht viel Geduld.
Die Art der Verletzung war für mich schon fremd. Weil ich nicht genau wusste, was das heisst.
Mit SRF sprach Flury über …
- … die Verletzung: «Zuerst hatte man das Gefühl, dass ich die Saison vielleicht noch fertigmachen kann. Nach vielen Abklärungen habe ich dann aber gemerkt, dass es nicht geht und ich mich einer Operation unterziehen muss. Die Art der Verletzung war für mich schon fremd. Weil ich nicht genau wusste, was das heisst. Es dauerte dann über einen Monat, bis ich operiert wurde, damit ich mir auch absolut sicher sein konnte, was wie und wo ich es machen lasse. Es war ein sehr langer Prozess, der auch nicht ganz einfach war.
Alle Ärzte haben gesagt, dass es keine Schwarz-Weiss-Entscheidung ist, ob man eine Operation macht oder nicht. Es war schwierig herauszufinden, was das Richtige ist, es gibt verschiedene Methoden. Als ich dann wusste, was zu machen ist, war ich fast ein bisschen erleichtert, dass das entschieden ist und gemacht wird.»
Es sieht gut aus, ich mache immer meine Fortschritte. Es braucht einfach so lange, wie es eben braucht.
- … die Rehabilitation: «Ich habe gewusst, was mich erwartet und konnte mich darauf vorbereiten. Der Moment, wenn du nach Hause kommst und weisst, jetzt hast du für drei Monate Krücken, war trotzdem nicht einfach. Besser wurde es, als ich wieder anfangen konnte, das Knie zu bewegen. Da habe ich gemerkt, dass ich das Bein nicht mehr anheben konnte. Die ganze Muskulatur war weg. Es war sehr spannend für mich, den Körper noch einmal anders kennenzulernen, zu sehen, wie er funktioniert. Mir wurde auch erst da bewusst, was mein Körper über die letzten Jahre geleistet hat.
Ich muss ihm einfach diese Zeit geben, das ist für mich das Wichtigste im Moment. Es sieht gut aus, ich mache immer meine Fortschritte. Es braucht einfach so lange, wie es eben braucht.»
Ich muss immer so zwei Wochen zurückschauen und dann erkenne ich, wieviel es vorwärts gegangen ist.
- … ihr Comeback und ihre Ziele: «Das ist die Frage, die ich am meisten hören. Ich würde es auch gerne wissen, aber so einfach ist es nicht. Es wird sicher so sein, dass ich bald mal ‹therapeutisch› Skifahren kann. Das ist aber noch sehr weit weg von dem, was ich mir unter Skifahren vorstelle. Es braucht eine lange Adaptionszeit. Ehe ich die ganz normalen Funktionen nicht habe, sehe ich das noch nicht.
Ich habe einen Sprung nach vorne gemacht, aber ich gehe einfach Schritt für Schritt. Es ist wichtig, dass ich gesund werde. Dass ich die Schritte sehe, die ich gemacht habe. Ich muss immer so zwei Wochen zurückschauen und dann erkenne ich, wieviel es vorwärts gegangen ist. Das Fernziel sind die Olympischen Spiele 2026. Es war für mich klar, dass das noch mein grosses Ziel ist. Es wird dann eine Comeback-Saison. Wie diese aussehen wird, weiss ich nicht. So weit voraus will ich gar nicht schauen.»