Das Podest
- 1. Marco Odermatt (SUI) 1:43,32 Minuten
- 2. Cyprien Sarrazin (FRA) +0,58 Sekunden
- 3. Aleksander Kilde (NOR) +0,81
8 Mal ist Marco Odermatt in einer Weltcup-Abfahrt bisher Zweiter geworden. Einige Male fehlten dem Nidwaldner nur wenige Hundertstel zum ersten Sieg in der «Königsdisziplin». Nun hat es ausgerechnet zum Auftakt der 94. Lauberhornrennen geklappt: Odermatt steht beim Heimrennen erstmals überhaupt ganz zuoberst auf einem Abfahrtspodest. Und musste dafür nicht einmal das Hundertstelglück in Anspruch nehmen, das ihm in dieser Hinsicht nicht immer hold gewesen war.
Odermatt gelang auf der verkürzten Strecke mit Start oberhalb des Hundschopfs die wohl perfekte Fahrt. Beim Kernen-S dachte der amtierende Abfahrtsweltmeister nicht einmal daran, etwas anzubremsen, sondern ging volles Risiko ein und erwischte die Schlüsselstelle perfekt. Auf den zu diesem Zeitpunkt führenden Aleksander Kilde holte er dort 3 Zehntel heraus und baute diesen mit zwei weiteren Abschnittsbestzeiten bis ins Ziel auf mehr als 8 Zehntel aus.
Zur Erinnerung: In den vergangenen zwei Jahren war es beide Male Kilde gewesen, der dem Schweizer in Wengen in der Abfahrt jeweils vor der Sonne gestanden war. Der Norweger hatte heuer aus gesundheitlichen Gründen auf das Abschlusstraining am Mittwoch verzichtet und stand leicht angeschlagen am Start.
Zwischen Odermatt und Kilde schob sich mit Cyprien Sarrazin der Überraschungssieger von Bormio. Der französische Abfahrts-Neuling bewies eindrücklich, dass mit ihm trotz seiner noch überschaubaren Speed-Erfahrung zu rechnen ist. In Wengen bestritt Sarrazin erst seine 11. Weltcup-Abfahrt.
Das Pech von Kohler
Getrübt wurde Odermatts Freude von einem Sturz von Marco Kohler. Der Freund und Teamkollege des Nidwaldners hatte im Haneggschuss zu viel Rücklage und kam zu Fall. Der 26-Jährige war 2020 als Vorfahrer am Lauberhorn schwer gestürzt und hatte sich im linken Knie einen Totalschaden zugezogen. Bei seiner Weltcup-Feuertaufe hatte Kohler das Glück nun einmal mehr nicht auf seiner Seite.
Die weiteren Schweizer
- 10. Justin Murisier +1,44
- 11. Niels Hintermann +1,52
- 12. Alexis Monney +1,58
- 14. Franjo von Allmen +1,63
- 22. Stefan Rogentin +2,18
Im Schatten von Odermatt war Justin Murisier bester Schweizer. Der Walliser hatte im zweiten Training gezeigt, dass er die Lauberhornstrecke im Griff hat. Das Kernen-S erwischte er allerdings nicht mehr ganz so gut wie auf der Probefahrt. Murisier baute einen etwas gar starken Gegenschwung ein, weshalb danach im mittleren Sektor etwas das Tempo fehlte.
Einen starken Auftritt legte auch Alexis Monney hin, der mit Startnummer 25 auf Platz 12 vorstiess. Der 24-Jährige verpasste sein bestes Weltcup-Resultat damit nur um zwei Ränge. Vor einem Jahr hatte der Freiburger bei seiner Premiere in Wengen Platz 10 belegt.
Ebenfalls eine reife Leistung lieferte Franjo von Allmen bei seiner Wengen-Premiere ab. Der 14. Rang des Berner Oberländers ist umso beeindruckender, weil der 22-Jährige gleich zweimal starten musste. Von Allmen musste nach dem Sturz von Kohler abgewunken werden, liess sich davon aber offensichtlich nicht aus der Ruhe bringen und holte nach Gröden (12.) zum zweiten Mal Weltcup-Punkte.
So geht es weiter
Nach der verkürzten Abfahrt geht es am Freitag im Berner Oberland weiter mit dem Super-G, ehe am Samstag die Originalabfahrt angesetzt ist. Der Slalom am Sonntag bildet traditionsgemäss den Abschluss des Weltcup-Wochenendes in Wengen.