Ein Januarloch kennen die Slalomfahrer im Weltcup gemeinhin nicht. Im Gegenteil: Mit Adelboden beginnt für die Stangenkünstler jeweils eine intensive Zeit. Die Rennen in Wengen, Kitzbühel und Schladming folgen auf dem Fuss, vier Slaloms in zweieinhalb Wochen sind zu absolvieren.
Daniel Yule absolviert das Mammut-Programm mit Freude, wie er sagt. Der Walliser hat auch noch etwas gutzumachen: Kurz vor Weihnachten schied er ausgerechnet in Madonna di Campiglio aus. Im italienischen Wintersportort hat er schon drei Weltcup-Siege gefeiert.
Das Rennen in Adelboden ist immer ein Highlight. Hoffentlich kann ich eine Highlight-Leistung bringen.
«Das gehört etwas dazu im Slalom», blickt Yule gelassen auf den Ausfall zurück: «Lieber so als mit der Handbremse zu fahren und 10. zu werden.» Der Adelboden-Sieger von 2020 hat nicht vor, ausgerechnet vor Heimpublikum zurückzustecken: «Das Rennen in Adelboden ist immer ein Highlight. Hoffentlich kann ich eine Highlight-Leistung bringen.»
Madonna di Campiglio ist auch für Luca Aerni ein gutes Stichwort. Allerdings in positiver Hinsicht: Aerni legte im 2. Lauf die beste Zeit hin und verbesserte sich von Position 22 noch auf Platz 13. Im Vergleich zur letzten Saison fühlt sich der 30-Jährige fitter und geht die Aufgabe im Berner Oberland entsprechend zuversichtlich an. «Ich möchte so weiterfahren wie im 2. Lauf von Madonna.»
Zenhäusern: Wieder Steigerung in Adelboden?
Ähnliche Resultate wie sein Teamkollege in den ersten beiden Slaloms der Saison weist Ramon Zenhäusern auf. Die Ränge 22 und 17 stellen den Olympia-Zweiten von 2018 selbstredend noch nicht zufrieden. «Ich versuche, vorwärts zu schauen und nicht zurück. Im Training bin ich bei den Leuten», so Zenhäusern.
Letzte Saison folgte nach mässigen Leistungen in Adelboden der Aufschwung: Angefangen beim 8. Platz regnete es bis zum Ende des Winters nur noch Top-10-Resultate.
Ich wurde gehyped, wie wenn ich einen Podestplatz gemacht hätte.
Zenhäusern verbindet mit dem «Chuenisbärgli» aber auch noch andere schöne Erinnerungen: 2013 holte er als 20-Jähriger seine ersten Weltcup-Punkte überhaupt. «Das ist noch recht präsent. Schliesslich gab es zu dieser Zeit kein grosses Schweizer Slalom-Team. Ich wurde damals als 22. gehyped, wie wenn ich einen Podestplatz gemacht hätte», schmunzelt der Walliser.
Das Publikum ist durch die Erfolge gleichermassen anspruchsvoller geworden wie die Fahrer. Gegen Gefühlseruptionen der Schweizer Ski-Fans hätte Zenhäusern jedoch auch am Sonntag kaum etwas einzuwenden.