Rund einen Kilometer betrug der Schulweg von Jungspund Beat Feuz damals – inklusive Skilift. Um 11:45 Uhr erklang die Schulglocke, um 12:15 Uhr war Rennstart – man rechne! Oder anders gesagt: Der kleine Beat musste sich ordentlich sputen, wollte er als junger Skifan die Lauberhorn-Abfahrt am TV-Gerät mitverfolgen.
«Kaum war ich zu Hause, wurde der Fernseher angeschaltet. Auch das Mittagessen fand vor dem Bildschirm statt», erinnert sich Feuz an seine Kindheit. Bereits als Knirps begeisterte ihn die längste Abfahrt der Welt.
Erst die Enttäuschung, dann die Erfolge
Als der Schangnauer dann im Jahr 2010 auch endlich das erste Mal vor der Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau eine Weltcup-Abfahrt in Angriff nehmen konnte, wartete nach mehr als zwei Minuten Laufzeit eine Enttäuschung auf den jungen Skifahrer: Schlussrang 42 bei kleinem Starterfeld war die bittere Realität. «Damals musste ich unten durch. Als ich im Ziel war, war für mich klar: Mit diesem Lauberhorn werde ich keine Freundschaft schliessen», fasst Feuz seine damalige Gefühlslage zusammen.
Doch ab dem zweiten Jahr ging es auch ob Wengen für den Berner bergauf. «Ich änderte nicht viel, aber von da an stimmten die Resultate», so Feuz. Und ob die Resultate stimmten. 2012 fuhr der «Kugelblitz» seinen ersten von bislang drei Siegen am Lauberhorn heraus. Überraschend, wie er selbst gestehen muss: «Die Schweizer Fans hofften damals auf einen Sieg von Didier Cuche, weil man wusste, er wird nicht mehr allzu oft ans Lauberhorn zurückkehren und ihm dieser Triumph in seinem Repertoire noch fehlte. Den Sieg habe ich ihm dann – auch wenn er nicht Zweiter wurde – etwas weggeschnappt.»
Bis zum zweiten Triumph in Wengen dauerte es dann 6 Jahre. «Die Lauberhorn-Abfahrt 2018 war für mich ein geniales Rennen. Ich ging mit der Startnummer 1 auf die Piste. Mit der Nummer 3 kam Aksel Lund Svindal, der in jener Saison mein grösster Konkurrent gewesen war. Als er im Ziel knapp hinter mir lag, wusste ich: Das war eine starke Fahrt.»
2020 ging das Rennen vom Hundschopf los, was bei Feuz keine Begeisterungsstürme auslöste. «Das liegt mir eigentlich weniger, wenn nicht über die volle Distanz gefahren wird», erklärt der 35-Jährige. «Dennoch konnte ich ein starkes Rennen zeigen.» Mit Dominik Paris konnte er seinen grössten Widersacher jener Saison auch in Wengen bezwingen. So unterschiedlich die Erfolge auch waren, allen drei Triumphen ist etwas gemein. «Jeder Sieg am Lauberhorn ist speziell», gibt Feuz lachend zu.
Nun folgt dieses Wochenende in Wengen die Schlussvorstellung. Denn eine Woche später in Kitzbühel geht die herausragende Karriere des Emmentaler Speedspezialisten zu Ende.