Beat Feuz war am Lauberhorn erst gerade ins Ziel gefahren, da fehlten Daniel Haldimann die Worte. «Danke, Beätu!», das war alles, was dem 44-Jährigen über die Lippen kam, bevor er sich eine Träne aus den Augen wischte.
Dass die Abfahrt in Wengen für Haldimann derart emotional werden würde, hätte er zuvor selber nicht gedacht. Und doch war es nicht unbedingt eine Überraschung, schliesslich gehört der Schangnauer zu Feuz' Fans der ersten Stunde – ja Sekunde.
«Beat fuhr an der Junioren-WM 2005 im Slalom zu Bronze, da haben wir uns gesagt: ‹Der wird mal gut, komm wir organisieren einen Fanklub.›» Von 35 Mitgliedern bei der Gründung auf aktuell über 400 ist der einzige offizielle Beat-Feuz-Fanklub in der Schweiz mit den Jahren angewachsen. In unterschiedlicher Zahl besuchte man jedes Jahr die Rennen in Wengen und Kitzbühel, zusätzlich Weltcup-Finals und Weltmeisterschaften, wenn es gerade passte.
Wandern und Fussballspielen mit dem Star
Haldimann ist mit den Jahren vom Sekretär zum Präsidenten aufgestiegen und hat alle Erfolge des «Kugelblitz» miterlebt – aber auch die schweren Verletzungen. «WM-Gold 2017 war deshalb das absolute emotionale Highlight», blickt er in Wengen zurück. «Nach all den Verletzungen wieder so zurückzukommen, das war grandios. Die Tribüne hat da regelrecht vibriert.»
Neben der Piste bleiben dem Präsidenten die persönlichen Begegnungen in bester Erinnerung. Sei es die jährliche Wanderung im Herbst, die der Fanklub zusammen mit Feuz unternahm («Beat mag es nicht, auf der Bühne zu stehen, deshalb hat er vorgeschlagen, wandern zu gehen») oder die gemeinsamen Fussball-Turniere. Diese wurden jahrelang vom «Partner-Fanklub» aus Oberperfuss in Österreich, Feuz' Wohnort, organisiert.
«Beat wollte im ersten Jahr nicht mitspielen. Als wir in der Pause aber aufs Tor schossen, hat er sich zwischen die Pfosten gestellt – und sich dabei den Daumen gebrochen!», muss Haldimann noch heute über den Fauxpas lachen. Oder auch über die Episode, als man im Bus 8 Stunden nach Bormio gefahren sei, Feuz nach 10 Sekunden ausschied, und man 8 Stunden zurückfuhr.
Für Haldimann geht heuer in Wengen ein grosses Kapitel seines Lebens zu Ende. Denn nach der Saison wird der Beat-Feuz-Fanklub aus Schangnau aufgelöst. «Einem anderen Fanklub beizutreten, würde für mich nicht stimmen», erklärt er dazu, um anzufügen, dass man «von einem Odermatt und seinen Leistungen ja sowieso Fan sein muss» – einfach nicht mehr in organisierter Form.
Eine letzte Party im Herbst
Haldimann freut sich darauf, dass er im nächsten Jahr mit seiner Frau und dem Sohn nach Wengen kommen kann und nichts koordinieren muss. Bevor er aber an die «Feuz-freie Zeit» denken kann, muss der Abschied zelebriert werden.
In Wengen hat Feuz mit Platz 5 in der Abfahrt für ein Happy End gesorgt. Und auch Haldimann, der die Worte nach dem «emotionalsten Rennen mit Beat» wieder gefunden hat, ist mit dem Abschied überglücklich. Auf die vielen Erfolge und die lebhaften Erinnerungen wird dann gemeinsam mit Feuz im Herbst ein letztes Mal angestossen, bevor der Fanklub endgültig aufgelöst wird.