Frisch und munter lädt Simon Breitfuss Kammerlander in sein Wohnmobil ein. Dabei hat er vor weniger als 24 Stunden noch ein Rennen in Zagreb bestritten und müsste todmüde sein. Denn während andere Atheten in Hotels schliefen und dann in die Schweiz flogen, fuhr sein Vater die Nacht durch. Breitfuss Kammerlander selbst schlief im hinteren Teil.
Doch von Müdigkeit keine Spur: «Die Erholung ist kein Problem», meint der österreichisch-bolivianische Doppelbürger. Er ist sich das Leben im Camper gewohnt. Und mit Adelboden fängt der Stress erst richtig an.
FIS-Punkte sind Gold wert
Geplant ist nämlich nächste Woche noch ein Start an den FIS-Speedrennen in Santa Caterina, bevor es auf den Sonntag hin zurück ins Berner Oberland für den Slalom nach Wengen geht.
«Die Superkombi in Wengen kann ich nicht bestreiten, da mir die FIS-Punkte für die Abfahrt fehlen. Deshalb der Abstecher nach Santa Caterina. Ich muss auch in den Speed-Disziplinen FIS-Punkte sammeln», erklärt der 24-Jährige.
Wie der Zufall so spielt...
Aber wie kommt ein Österreicher überhaupt dazu, für Bolivien zu starten? «Das hat sich einfach so ergeben», meint der 24-Jährige. Und mit einfach so erklärt er einen schier unglaublichen Zufall.
Zum Studieren wanderte Breitfuss Kammerlander vor Jahren nach Bolivien aus. An einem Volksfest in La Paz kam er mit einigen Leuten ins Gespräch, wobei sich später herausstellte, dass einer der Unbekannten Angestellter des bolivianischen Skiverbandes war.
Wenn ich die Trainingsleistungen auch im Rennen umsetzen könnte, könnte es klappen.
Breitfuss Kammerlander, der zwar von klein auf begeisterter Skifahrer und Klubmitglied war, aber nie von Österreichs Nationalkader aufgeboten wurde, packte die Chance beim Schopf und bekundete sein Interesse, für Bolivien wettkampfmässig an den Start zu gehen.
Gesagt, getan – wobei: Ganz so einfach ging es dann doch nicht. Bis der Übertritt rechtskräftig war und Breitfuss Kammerlander die Lizenz erhielt, dauerte es 6 Jahre. Kaum erstmals rennmässig für Bolivien gestartet, verletzte er sich zweimal am Knie. Nun ist er aber gesund und versucht, im Weltcup Fuss zu fassen.
Kaum finanzielle Unterstützung
Noch sind die Resultate ausgeblieben. Das erklärte Ziel ist es, einen 2. Lauf zu erreichen. «Wenn ich die Trainingsleistungen auch im Rennen umsetzen könnte, könnte es klappen», sagt er, der von seinem Vater trainiert wird und immerhin ein paar persönliche Sponsoren hat.
Allen Widerständen zum Trotz hat Breitfuss Kammerlander seine Leidenschaft fürs Skifahren nicht verloren . Sein grosser Traum ist es, seine zweite Heimat bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang vertreten zu können. Dafür nimmt er Umwege wie jenen nach Santa Caterina nach den Rennen in Adelboden gerne in Kauf.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 6.1.2017, 22:25 Uhr