Nach dem strapaziösen Programm am Lauberhorn bleibt für die Speedfahrer nicht viel Zeit, die Batterien aufzuladen. Denn nach Wengen ist immer auch vor Kitzbühel. Das erste von maximal drei Trainings zu den beiden Hahnenkamm-Abfahrten vom Freitag und Samstag steht bereits am Dienstag im Kalender.
Marco Odermatt hat sich mit 280 zusätzlichen Weltcuppunkten im Gepäck vom Berner Oberland nach Tirol verschoben. Der Dominator aus dem Kanton Nidwalden hat im Kampf um den Gesamtweltcup keine Gegner mehr zu fürchten, da nun auch für Aleksander Kilde die Saison frühzeitig zu Ende gegangen ist.
2023: Der Schreckmoment Ausfahrt Steilhang
Stehen in Kitzbühel also die nächsten «Odi-Festspiele» an? Schaut man auf die letzten Wochen, lautet die Antwort ganz klar ja. Trotzdem bleibt ein Fragezeichen – denn im letzten Jahr lief es Odermatt auf der schwierigsten Abfahrtsstrecke der Welt gar nicht nach Wunsch.
Rückblende: Odermatt, der 2022 auf der Streif knapp hinter Beat Feuz Zweiter geworden war, zeigt in den Trainings mit den Rängen 4 und 11 vielversprechende Leistungen. Am Freitag startet er denn auch mit viel Überzeugung und Angriffslust ins Rennen. Die ersten Schlüsselstellen – Mausefalle und Steilhang – gelingen ihm sehr gut. Doch dann passiert's: In der Ausfahrt des Steilhangs wird Odermatt ausgehebelt. Akrobatisch und mit viel Können kann sich der Schweizer erst auf den Beinen halten und danach einen heftigen Sturz ins Fangnetz vermeiden.
Aber das Tempo fürs folgende Flachstück ist weg, Odermatt wird nur 54. Schlimmer noch: Weil er einen Schlag aufs linke Knie bekommt, muss er Vorsicht walten lassen und verzichtet tags darauf auf einen Start in der 2. Abfahrt. Jener 54. Rang ist übrigens das einzige Weltcup-Rennen seit Dezember 2019, welches Odermatt nicht in den Punkten beendete.
2024: Mit angezogener Handbremse zu Beginn?
Nun kehrt Odermatt also zurück auf die Streif. Gut möglich, dass er im 1. Training vor allem im Steilhang noch etwas Vorsicht walten lassen wird. Diese wird der 26-Jährige aber spätestens im Rennen ablegen. Denn auch er weiss: Mit angezogener Handbremse kann man in Kitzbühel nicht siegen.
Seinen Triumph auf der Original-Abfahrt am Lauberhorn bezeichnete Odermatt am Samstag im Zielraum als «einer der drei, vier grössten Siege, die man in unserer Sportart feiern kann». Einen Sieg auf der Hahnenkamm-Abfahrt stellt Odermatt mit Sicherheit auf die gleiche Stufe. 2022 war der Nidwaldner bereits nahe dran. Nun will er ein Jahr nach dem Schreckmoment ganz zuoberst stehen.