Das Missgeschick hat so gar nicht ins Bild der vergangenen 12 Monate gepasst, während denen Franjo von Allmen seine nächsten Schritte im sportlichen Bereich in unerwarteter Grösse getan hat. Das Missgeschick, der Unfall, hatte sich Anfang September ereignet. Von Allmen erlitt eine Verletzung am rechten Kniegelenk. Untersuchungen förderten eine Knochenprellung am Schienbein und am Oberschenkelknochen zutage.
Passiert war es abseits der Saisonvorbereitung. «Privat», wie sich Von Allmen ausdrückte. Mehr wollte er dazu nicht sagen. Eine rund 6-wöchige Zwangspause, während welcher der 23-jährige Simmentaler auf das Skifahren verzichten musste, war die Folge.
Lockerheit nicht verloren
Von Allmen nahm die Verletzung an, haderte nicht, er tat das, was seinem Naturell entspricht. Er bewahrte Ruhe und Geduld. Das Einzige, was er bedauerte, war das Verpassen des Trainingslagers in Chile. «Sonst war es ja nicht so dramatisch», erzählte er in Copper Mountain. «Und ich wusste, dass die guten Trainings noch kommen werden.»
Es bringe nichts, sich über etwas Gedanken zu machen, das man selber nicht beeinflussen könne. Mitte Oktober durfte Von Allmen zurück auf den Schnee. In der alpinen Trainingsbasis des US-amerikanischen Skiverbandes in Copper Mountain bereiteten sich die Schweizer auf die ersten Speed-Rennen des Winters in Beaver Creek vor. Der Nobelort in den Rocky Mountains liegt rund 50 Kilometer von Copper Mountain entfernt.
Schritt für Schritt nach oben
Dieser Tage scheint das Malheur bereits weit weg zu sein. Von Allmen ist längst wieder schmerzfrei unterwegs, auch im mentalen Bereich hat der Zwischenfall keine Spuren hinterlassen. Er kann seine nächsten Ziele ohne Nebenwirkungen angehen – und das weiterhin «Schritt für Schritt», wie er sagt. Der Berner lässt sich nicht blenden von seinen Leistungen im vergangenen Winter, dem ersten als Weltcup-Fahrer, in dem er den Eindruck erweckt hat, dass es nicht schnell genug gehen könne mit dem Vormarsch Richtung Spitze.
Seinen ersten Super-G auf Stufe Weltcup beendete er Mitte Dezember in Gröden auf Platz 9, in seiner 9. Weltcup-Abfahrt reichte es ihm zwei Monate später in Kvitfjell zu Rang 5. Drei Wochen zuvor hatte er seine bislang stärkste Duftmarke gesetzt. Im zweiten Super-G in Garmisch zog er dank Platz 3 die Aufmerksamkeit endgültig auf sich.
Neu mit Feuz-Servicemann unterwegs
Die Euphorie um den Aufsteiger aus Boltigen ist seither nochmals gewachsen. Von Allmen weiss seinen neuen Status richtig einzuordnen. Er weiss um den nach wie vor steinigen Weg, der noch vor ihm liegt. Er vermag mit lobenden Worten umzugehen – selbst wenn sie von Marco Odermatt stammen. Die Resultate im vergangenen Winter seien gut und recht, «aber auch nicht mehr. Das will noch gar nichts heissen, dass es so weitergeht. Man sollte nicht vergessen, dass ich vor meiner erst zweiten Saison im Weltcup stehe.»
Noch immer sei vieles neu für ihn, noch gelte es, unbekannte Strecken kennenzulernen. Er kann das nunmehr tun mithilfe eines bekannten Servicemanns. Die Verantwortlichen seines Ausrüsters haben ihm den Südtiroler Sepp Kuppelwieser, den einstigen Weggefährten von Beat Feuz, zur Seite gestellt.