2 Rennen, 2 Siege. So sieht die makellose Bilanz von Lenz Hächler in der aktuellen Riesenslalom-Saison im Europacup aus. Der junge Zuger fuhr die beiden Erfolge Anfang Dezember in Zinal/VS heraus und verdiente sich so einen Startplatz beim Heimrennen in Adelboden am Sonntag.
Nervös ist Hächler vor dem Klassiker am Chuenisbärgli nicht. «Ich will einfach das Skifahren zeigen, das ich im Moment draufhabe. Und wenn ich die Ziellinie überquere, möchte ich es auch geniessen. Dann sehen wir, was dabei herauskommt.»
Im Weltcup fuhr Hächler in seiner Karriere bislang 2 Mal. Weder in Alta Badia 2023 noch in Saalbach 2024 beendete er den 1. Durchgang des Riesenslaloms, in Sölden wurde das Rennen 2023 abgebrochen, bevor er hätte starten können. Dass er trotzdem als grosses Talent gepriesen wird, liegt einerseits an seiner Vielseitigkeit, andererseits an seinen grossen Erfolgen im Juniorenalter:
- 2023 in St. Anton gewinnt Hächler im Super-G (hinter Teamkollege Livio Hiltbrand) WM-Silber.
- Ein Jahr später krönt er sich in Frankreich zum Slalom-Weltmeister. Zudem fährt er in der Abfahrt auf Rang 4.
Auf dem Boden geblieben
Die Vorschusslorbeeren und Vergleiche mit grossen Namen lassen Hächler allerdings kalt. Abgeklärt sagt er: «Ich lasse so grosses Lob nicht an mich heran und kann das gut einordnen. Auch meine Freunde und die Familie helfen dabei. Oft ist das auch ein wenig gesucht, wenn man als der ‹neue Odermatt› oder so bezeichnet wird.»
Bei allen Erfolgen hat Hächler in seiner noch jungen Karriere auch schon Rückschläge verkraften müssen. So macht ihm seit Längerem eine schmerzhafte Knochenhautentzündung am Schienbein zu schaffen. Leichte Abhilfe schaffte eine Operation im letzten April, bei der zerstörte Fettzellen entfernt und durch gesunde aus dem unteren Rückenbereich ersetzt wurden.
Doch ganz aus der Welt ist das Problem noch nicht: «Ich habe es derzeit gut im Griff, aber ich muss weiterhin Belastungs- und Erholungsphasen gut planen, damit ich meine Trainings machen kann. Und ich schaue weiter, welche Lösungen es geben könnte.»
Keine Eile mit den Schuhen
Keine Lösung zeichnet sich dagegen bei einem anderen «Problem» ab: beim Skischuh-Anziehen. Wäre dies eine Disziplin im Ski-Weltcup, Hächler hätte die Karriere schon lange an den Nagel hängen können. «Ich bin echt langsam darin, das zieht sich durch meine ganze Ski-Karriere. Schon früher habe ich jeweils Vollgas gegeben, die Kollegen haben es gemütlich genommen und waren trotzdem vor mir bereit.»
In Adelboden wird sich Hächler nicht sonderlich beeilen müssen, wird er doch erst mit einer hinteren Startnummer an den Start gehen. Und auch wenn er noch über keinen eigenen Fanklub verfügt, dürfte der Support in der Heimat gross sein. Selbst in Österreich wird man ihm die Daumen drücken, schliesslich kommt die Familie seiner Mutter aus dem östlichen Nachbarland.