Wenn am kommenden Sonntag auf dem Rettenbachgletscher die besten Skifahrer der Welt in die neue Saison starten, werden viele Augen auf Lucas Braathen gerichtet sein. Entschuldigung – auf Lucas Pinheiro Braathen. Unter seinem vollen Namen geht der 24-Jährige ab sofort für Brasilien an den Start, dem Herkunftsland seiner Mutter.
Der bisher letzte Brasilianer im Weltcup war Jhonatan Longhi. Er hatte zwischen 2008 und 2016 vergeblich versucht, Weltcuppunkte zu ergattern. Zweimal, in Vancouver 2010 und Sotschi 2014, vertrat er seine Nation an Olympischen Spielen.
Pinheiro Braathen hegt da deutlich grössere Ambitionen als sein Landsmann. Dass er ab sofort unter brasilianischer Flagge fährt, ist einem Streit mit dem norwegischen Skiverband um Vermarktungsrechte geschuldet. Aufgrund dieses Zwists hatte Pinheiro Braathen vor fast genau einem Jahr in einer emotionalen Medienkonferenz seinen sofortigen Rücktritt erklärt – um dann 5 Monate später sein Comeback anzukündigen.
«Schule des Lebens»
«Es war ein Jahr, in dem ich viel über mich selbst gelernt habe. Es fühlt sich an wie ein Semester in der Schule des Lebens», erzählte er jüngst im Rahmen eines Sponsorentermins. Schnappschüsse auf den Sozialen Medien erlauben einen Einblick in sein Jahr, in dem er sich unter anderem als Model, Designer oder DJ betätigte.
Die Rückkehr des 24-Jährigen wird die Saison prägen, so viel ist bereits jetzt klar. Pinheiro Braathen hatte in der Saison 2022/23 den Slalom-Weltcup gewonnen. Aber einmal abgesehen davon, ob und wann der norwegisch-brasilianische Doppelbürger an seine Top-Resultate anknüpfen kann: der Exzentriker ist eine Bereicherung für den Ski-Zirkus.
An Sölden hat Pinheiro Braathen indes ganz besondere Erinnerungen. Vor 4 Jahren feierte er beim traditionellen Auftakt in die Saison seinen allerersten Weltcupsieg. Und verwies dabei mit Marco Odermatt und Gino Caviezel zwei Schweizer auf die Plätze.