Ob AJ Ginnis wirklich eingefädelt hatte, liess sich auch mit den Fernsehbildern nicht zweifelsfrei feststellen. Auf jeden Fall wurde entschieden, den Griechen zu disqualifizieren – damit wurde er um seinen ersten Weltcupsieg gebracht. Trotzdem reiste Ginnis mit einem guten Gefühl wieder nach Palisades Tahoe. Der Weltenbummler, geboren in Griechenland, aufgewachsen in Österreich und dann übergesiedelt in die USA, wird in Kalifornien von Freunden und Familie unterstützt. Deshalb spricht er auch von einem «Heimrennen».
Wenn er an das Rennen im letzten Jahr zurückdenkt, ist es für Ginnis eine «bittersüsse Situation». Obwohl er den Sieg verpasst hatte, hatte er einen starken Auftritt gezeigt. «Ich möchte auf das Level kommen, mit dem ich Weltcuprennen gewinnen kann. Es ist gut, dass ich weiss, dass ich es könnte», sagte der 29-Jährige.
Von der Disqualifikation liess sich Ginnis nicht verunsichern. Stattdessen sorgte sie für zusätzliche Motivation: «Wenn du im Sommer im Fitnessstudio hart arbeitest, denkst du daran und arbeitest noch ein bisschen härter.» Dem Triumph trauert er deshalb auch nicht nach. Sollte er seine Karriere ohne Weltcupsieg beenden müssen, wäre es vielleicht härter. Aber im Moment sei es nur zusätzliche Motivation.
Die Konstanz gefunden
In der aktuellen Saison hatte Ginnis einen schwierigen Start. Aus den ersten vier Rennen resultierten drei Ausfälle. Zuletzt fuhr er allerdings dreimal in Folge in die Top 15. Eine Konstanz, die der Grieche in seiner Karriere so noch nicht erlebt hat. 2023 hatte er ab und an Ausreisser nach oben, wie mit WM-Silber in Courchevel oder seinem ersten Weltcup-Podestplatz in Chamonix. Durchgehend konnte er aber nicht performen. «Im letzten Jahr hatte ich zwar ein paar Top-Ergebnisse, aber nicht die Stabilität in den Ergebnissen. Diese ist für mein Selbstvertrauen sehr wichtig.»
Dank der aufstrebenden Form ist dem Griechen auch am Sonntagabend wieder ein starkes Resultat zuzutrauen. Vielleicht schlägt er dank den zusätzlichen Einheiten im Fitnessstudio ja ausgerechnet in Palisades Tahoe zurück. Mit seinem zweiten Weltcup-Podestplatz – oder gar dem ersten Sieg.