Als Joël Gaspoz 1987 beim Slalom in Wengen seinen 7. Weltcupsieg feierte, hätte er wohl kaum vermutet, dass auch 38 Jahre später noch über diesen Erfolg gesprochen wird. Denn seit dem letzten Triumph des «Mozarts des Skisports» stand im Slalom am Lauberhorn nie wieder ein Schweizer zuoberst auf dem Treppchen.
Der «Gaspoz-Ablösung» am nächsten kamen Daniel Yule und Loïc Meillard, die mit ihren 2. Rängen zugleich für die einzigen Schweizer Slalom-Podestfahrten in Wengen in diesem Jahrtausend sorgten. 2022 fehlten Yule auf den noch ohne «Pinheiro» startenden Lucas Braathen 22 Hundertstelsekunden. Ein Jahr später stand auch Meillard ein Norweger vor der Sonne: Henrik Kristoffersen distanzierte den Walliser um 2 Zehntel.
Ausgerechnet in Adelboden patzte «Mr. Konstanz»
Auch in diesem Jahr gilt Meillard als Mitfavorit um den Tagessieg. Trotz des Ausfalls in Adelboden und immer wieder auftretenden Rückenschmerzen sei er mit gutem Gefühl angereist. Kein Wunder, war der 28-Jährige zuvor doch die personifizierte Konstanz im Stangenwald gewesen. Dies unterstreichen die Ränge 2, 2, 3, 5 und 2, die ihm zwischenzeitlich die Rote Startnummer eingebracht hatten.
Meillard sieht es als Ergebnis kontinuierlich guter Arbeit in den vergangenen Jahren. Er weiss: «Das kommt nicht von einem Tag auf den anderen. Schritt für Schritt. Das Vertrauen kommt mit den guten Ergebnissen, mit guten Läufen. Wenn du Vertrauen hast, ist es einfacher, Gas zu geben.» Im Super-G holte er als 23. bereits einige Punkte.
Hoffnung für Zenhäusern?
Und die anderen Schweizer Technik-Cracks? Während Yule und Tanguy Nef noch auf ein Rennen mit zwei optimalen Läufen hoffen, durchbrach Marc Rochat in Adelboden seine Pechsträhne nach zuvor 5 Nullern. Luca Aerni scheint sich derzeit im Riesenslalom wohler zu fühlen. Bei Ramon Zenhäusern geht die Formkurve in die andere Richtung. Nach den Rängen 20 und 30 in den ersten beiden Slaloms blieben für ihn weitere Punkte aus.
Und doch gibt es Hoffnung für den 2-Meter-Mann: «Wir reden hier aber nicht von irgendeinem Rennfahrer. Wir reden von einem, der Medaillen und Rennen gewonnen hat, der weiss, was es dafür braucht, und der weiss, was er wert ist», sagte Slalomchef Matteo Joris gegenüber dem Walliser Boten . «Wir reden also immer noch von einem ausserordentlichen Athleten. Ich glaube, es fehlt nicht viel. Ramon ist wahrscheinlich der sensibelste Fahrer, den ich kenne.»