Stefan Thöni ist in der Regel der Erste, der im Skikeller, wo er seine mobile Werkstatt eingerichtet hat, das Licht einschaltet. Und nicht selten ist er auch der Letzte, der das Licht löscht.
Der gelernte Tiefbauzeichner aus Sigriswil bestreitet seinen 13. Winter als Servicemann im Swiss-Ski-Pool. 120 Tage ist er mit dem Weltcup unterwegs, doch Thöni übt einen Ganz-Jahresjob aus. Denn nach der Saison ist sogleich wieder vor der neuen Saison, dann gilt der Fokus den Materialtests.
Jede Menge Geheimniskrämerei
Der 39-Jährige fuhr früher selbst Rennen, war Skilehrer und wurde so «eingeschleust in die Szene», wie er erzählt. Hier nennen sie ihn alle nur «Gus» – in Anlehnung an den früheren italienischen Skirennfahrer Gustav Thöni, zu dem jedoch keine verwandtschaftlichen Beziehungen bestehen.
Aktuell ist er für drei Athleten zuständig: für Ralph Weber, Nils Mani und Urs Kryenbühl. Auch Silvan Zurbriggen, Marc Berthod oder Sandro Viletta zählten zu seinen Schützlingen.
Thöni investiert 3 bis 4 Stunden Arbeit in jedes Paar Rennlatten. Im Video zeigt er uns die elementaren Arbeitsschritte zum perfekt präparierten Ski: Kanten feilen – wachsen – Wachs wieder abziehen. All seine Entscheidungen fussen auf der Schneebeschaffenheit und den meteorologischen Einflüssen.
Das abschliessende Feintuning nimmt rund 60 Minuten in Anspruch: Dabei wird nochmals gebürstet und fluorhaltiges Pulver oder Spray aufgetragen und die eine oder andere Geheimwaffe eingesetzt. Thöni schweigt sich diesbezüglich aus.
Dann gibt's den Feinschliff und einen Klaps auf den Po.
Dafür verrät uns der Servicemann mehr über...
Seinen grössten Fehlgriff:
«An den Schweizer Meisterschaften 2014 in Fiesch habe ich mich gewaltig im Finish vertan. Ich habe viel zu warmen Spray angewendet, so dass Nils Manis Ski gar nicht gelaufen ist.» – Thöni erinnert sich an ein weiteres Missgeschick: «Wiederum betraf dies Nils. Ich hatte ihm am Start den Reissverschluss des Renndresses kaputt gemacht. Wir haben uns mit Klebeband beholfen, aber es hat nicht gehalten.»
Sein dickstes Lob:
«Es gibt viele Rückmeldungen, wir pflegen einen kollegialen Austausch. Wenn ein Athlet jeweils sagt: ‹Der Ski wäre super gelaufen› spricht dies durchaus für meine Arbeit.»
Seine letzten Handgriffe vor dem Start:
«Am Renntag bringe ich die Skier auf den Berg. Beim Starthäuschen wird die Bindung eingestellt. Dann gibt's den Feinschliff und einen Klaps auf den Po.»
Seinen mühsamsten Athlet:
«Das war eindeutig Silvan Zurbriggen, aber er weiss es auch. Er konnte nie zu einem Ende kommen, wollte immer nochmals etwas ausprobieren.»
So sendet SRF aus Wengen
Sendebezug: SRF zwei, «sportaktuell», 08.01.2018 22:25 Uhr