In Kranjska Gora holte Marco Odermatt vor ziemlich genau 4 Jahren seinen ersten Podestplatz im Weltcup. Am gleichen Ort machte er sich nun zum zweiten Mal in Folge zum Sieger im Gesamtweltcup – dies ist dem Nidwaldner als erstem Schweizer seit Pirmin Zurbriggen 1987/1988 gelungen.
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Bild 1 von 5. Peter Lüscher (1978/79). Der damals 23-jährige Romanshorner gewann als erster Schweizer Skifahrer den Gesamtweltcup. Den Gesamtsieg in trockene Tücher brachte Lüscher am Weltcupfinal in Japan. In Furano auf der Insel Hokkaido wurde der historische Moment für den Schweizer Skisport besiegelt. Bildquelle: Keystone/AP.
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Bild 2 von 5. Pirmin Zurbriggen (1983/84, 1986/87, 1987/88, 1989/90). Der Walliser konnte sich gleich viermal die grosse Kristallkugel sichern und ist bis heute der erfolgreichste Skifahrer der Schweiz – obwohl er seine glorreiche Karriere (Olympiasieger und vierfacher Weltmeister) 1990 im Alter von 27 Jahren beendete. Bildquelle: Keystone/STR.
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Bild 3 von 5. Paul Accola (1991/92). Der Bündner krönte seine mit Abstand beste Saison mit dem Gewinn des Gesamtweltcups. Sämtliche seiner 7 Weltcupsiege fuhr Accola in diesem Winter heraus. 1699 Punkte hatte er am Ende auf dem Konto, was – dank der Einführung des neuen Punktesystems – bis zum Jahr 2000 Rekord bedeutete. Bildquelle: Keystone/STR.
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Bild 4 von 5. Carlo Janka (2009/10). 18 Jahre musste sich die Schweiz gedulden, ehe sich bei den Männern wieder jemand die grosse Kristallkugel sichern konnte. Carlo Janka setzte sich knapp vor dem Österreicher Benjamin Raich durch. Unvergessen bleibt sein Triple anfangs Dezember in Beaver Creek mit den Siegen im Riesenslalom, dem Super-G und in der Super-Kombi. Bildquelle: Freshfocus/Andreas Meier.
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Bild 5 von 5. Marco Odermatt (2021/22, 2022/23). Der 25-jährige Nidwaldner ist aktuell der beste Skifahrer der Gegenwart und schafft das Double. Schon vor dem Weltcupfinale in Soldeu hat er die grosse Kristallkugel auf sicher. Macht er so weiter, knackt er den Punkterekord von Hermann Maier (AUT) aus der Saison 1999/2000 (2000 Punkte). Bildquelle: Keystone/AP.
Bereits vor dem Saisonfinale in Soldeu ist damit der vielseitigste Fahrer gekürt. Das ist schlecht für die Spannung, weil bei den Frauen Mikaela Shiffrin ebenfalls bereits als klare Klassenbeste feststeht, aber gut für Odermatt. Er ist auf dem Weg, dauerhaft zur ähnlich dominanten Figur aufzusteigen wie die US-Amerikanerin, die 5 grosse Kugeln ihr Eigen nennt.
Unglaubliche Konstanz
Der Nidwaldner hat in diesem Winter die schwierige Bestätigung des Erfolgs vom Vorjahr geschafft. Insbesondere, weil in Expertenkreisen genau dies erwartet worden war, kann diese Leistung kaum hoch genug eingeschätzt werden.
Beeindruckend ist, welche Konstanz Odermatt als Gejagter an den Tag legte. Lediglich in 3 von 22 Weltcup-Rennen war der 25-Jährige nicht auf dem Podest, nur in einem nicht in den Top 10: Rang 54 in der Abfahrt von Kitzbühel gab es, weil Odermatt sich aus einer äusserst brenzligen Situation auf der Streif zwar befreien konnte, sich dabei aber eine Knieverletzung zuzog.
Das Knie hielt
Dieses Intermezzo hätte den weiteren Triumphzug durch den Skizirkus bremsen oder gar stoppen können. Doch Odermatt hatte Glück, dass er um eine Meniskus-Operation herumkam. Nachdem er die zweite Abfahrt in Kitzbühel sowie den Riesenslalom von Schladming ausgelassen hatte, kehrte er nur 8 Tage später in Cortina d'Ampezzo mit einem dicken Ausrufezeichen zurück.
Obwohl er sich eigentlich langsam wieder an den Rennrhythmus hatte herantasten wollen, gewann er den Super-G und doppelte einen Tag darauf nach. Die letzten Fragezeichen um Odermatts Teilnahme an der WM in Courchevel/Méribel waren weggefegt. Ein «Knie der Nation» wie anno 1985 bei Pirmin Zurbriggen gab es nicht.
Dem Druck erneut standgehalten
Der Druck bei den Titelkämpfen war trotzdem hoch. Insbesondere nach dem Super-G, in dem Odermatt Edelmetall als Vierter knapp verpasste. Eine WM-Medaille fehlte im Palmarès des Überfliegers schliesslich noch. Doch wie schon an den Olympischen Spielen in Peking 2022 gelang die überzeugende Reaktion: Gold in der Königsdisziplin Abfahrt, Gold in der Paradedisziplin Riesenslalom.
Nicht nur körperlich und technisch hat Odermatt in dieser Saison grosse Reife gezeigt. Sondern auch mental. Das ist kein Zufall: Seit Jahren unterstützt ihn Mentaltrainerin Monika Wick-Hess, die einstige Slalom-Spezialistin und Cousine von Erika Hess. «Der Kontakt beschränkt sich auf wenige Male pro Jahr. Dennoch gehört Besprochenes bei der Vorbereitung für Trainings und Rennen praktisch zum täglichen Ritual», so Odermatt. Er habe für fast jede mögliche Situation einen Plan parat.
Je zweimal Gold- und Kristall-dekoriert ist Odermatt in dieser meisterhaften Saison 2022/23 schon. Nun kann er sich auf den Gewinn der dritten Kugel konzentrieren – derjenigen im Riesenslalom. Dass er sie holen wird, bezweifelt wohl kaum jemand.
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Bild 1 von 16. Das Weltcup-Debüt. Als amtierender Juniorenweltmeister darf Marco Odermatt am 19. März 2016 am Weltcup-Finale in St. Moritz starten. Im Riesenslalom kann der damals 18-Jährige als 22. aber nur einen Athleten hinter sich lassen. Bildquelle: Freshfocus/Manuel Lopez.
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Bild 2 von 16. Die ersten Punkte. In Sölden holt Marco Odermatt zum Auftakt in die Saison 2016/17 zum ersten Mal Weltcup-Punkte. Mit Startnummer 53 fährt er im Riesenslalom auf Platz 17. Bildquelle: imago images/Eibner Europa.
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Bild 3 von 16. Die Auszeichnung. Aufgrund eines Meniskusschadens zerreisst Odermatt in der selben Saison keine Stricke mehr. Trotzdem wird er von der Sporthilfe als Nachwuchssportler des Jahres ausgezeichnet. Bildquelle: Keystone/Kurt Schorrer.
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Bild 4 von 16. Die Machtdemonstration. Im Weltcup läuft es Odermatt in der Saison 2017/18 noch nicht nach Wunsch. In 7 Riesenslaloms schafft er den Sprung in den 2. Lauf nie. Bei den Junioren räumt der damals 20-Jährige aber so richtig ab. An der Heim-WM in Davos gewinnt Odermatt 5 Mal Gold. Das hat vor ihm noch keiner geschafft. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 5 von 16. Der erste Podestplatz. Drei Jahre nach seinem Debüt fährt Odermatt im Weltcup zum ersten Mal auf das Podest. In seiner Paradedisziplin Riesenslalom jubelt er am 3. März 2019 in Kranjska Gora hinter Henrik Kristoffersen und Rasmus Windingstad über Rang 3. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Marco Trovati.
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Bild 6 von 16. Die Premiere. Auf der «Birds of Prey» holt Odermatt seinen ersten Weltcupsieg. In Beaver Creek gewinnt er am 6. Dezember 2019 den Super-G. Bildquelle: Keystone/AP Photo/John Locher.
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Bild 7 von 16. Die Verletzung. Zwei Wochen später fährt Odermatt im Riesenslalom von Alta Badia auf Rang 5, zieht sich dabei aber einen Riss des Aussenmeniskus' im rechten Knie zu. Nach nur einem Monat Pause kehrt Odermatt in Kitzbühel in den Weltcup zurück. Bildquelle: imago images/Eibner Europa.
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Bild 8 von 16. Etablierung an der Weltspitze. In Santa Caterina steht Odermatt im Dezember 2020 auch im Riesenslalom zum ersten Mal zuoberst auf dem Podest. Der Nidwaldner beendet damit eine lange Schweizer Durststrecke. Carlo Janka war 2011 für den letzten Schweizer «Riesen»-Sieg besorgt gewesen. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Alessandro Trovati.
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Bild 9 von 16. Die Enttäuschung. Mit 6 Podestplätzen im Gepäck reist Odermatt 2021 an die WM in Cortina. Die Titelkämpfe in Italien werden für den als Topfavoriten gehandelten Schweizer zur grossen Enttäuschung. Nach den Rängen 11 (Super-G) und 4 (Abfahrt) scheidet er im Riesenslalom im 1. Lauf aus. Bildquelle: Freshfocus/Sven Thomann.
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Bild 10 von 16. Knapp geschlagen. Im Weltcup findet Odermatt sofort in die Erfolgsspur zurück. Im Kampf um die grosse Kugel muss er sich Alexis Pinturault erst beim Weltcup-Finale geschlagen geben, unter anderem weil in Lenzerheide der Super-G und die Abfahrt dem Wetter zum Opfer fallen. Auch in der Riesenslalom-Wertung klassiert er sich hinter dem Franzosen auf dem 2. Rang. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
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Bild 11 von 16. Das Mass aller Dinge. In der Saison 2021/22 führt kein Weg an Odermatt vorbei. Der Nidwaldner avanciert nun nicht nur in Super-G und Riesenslalom, sondern auch in der Abfahrt zum regelmässigen Podestfahrer. Auch vom Publikum wird der Erfolg honoriert. Odermatt wird 2021 zum Sportler des Jahres gewählt. Bildquelle: Keystone/Michael Buholzer.
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Bild 12 von 16. Der Heimsieg. Der Druck ist immens, als Marco Odermatt im Riesenslalom von Adelboden als Halbzeitführender im Starthaus steht. Auf dem Sessellift kommen vor lauter Nervosität gar die Tränen. Doch der 24-Jährige hält den Erwartungen stand und sorgt nach 14 Jahren wieder für einen Heimsieg. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 13 von 16. Der Olympiasieg. Seine ersten Olympischen Spiele erinnern zunächst an die verpatzte WM im Jahr zuvor: Nach Rang 7 in der Abfahrt und dem Out im Super-G bringt Odermatt seine Kritiker im Riesenslalom aber eindrücklich zum Verstummen. Im fernen Yanqing krönt sich Odermatt zum Olympiasieger. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 14 von 16. Liebling der Massen. Spätestens nach dem Olympiasieg wird Odermatt zum Liebling der Schweizer Skifans. Nachdem ihm eine Schulklasse aus Richterswil ein eigenes Lied («Odi, Odi, Odi, Odiee») gewidmet hatte, kam er auch an der Luzerner Fasnacht nicht zu kurz. Bildquelle: Keystone/Philipp Schmidli.
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Bild 15 von 16. Die Krönung. In der Saison 2021/2022 gewinnt Marco Odermatt zum ersten Mal den Gesamtweltcup. Sein Vorsprung auf Aleksander Kilde beträgt fast 500 Punkte. Bildquelle: Keystone / URS FLUEELER.
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Bild 16 von 16. Der Abfahrtstitel . Seinen ersten Sieg in der Abfahrt hebt Odermatt für einen besonderen Moment auf. An der WM in Courchevel holt er sich mit einer perfekten Fahrt Gold in der Königsdisziplin. Für den Nidwaldner ist es die erste WM-Medaille überhaupt. Bildquelle: EXPA/JOHANN GRODER / Keystone.