19 Hundertstel trennten Marco Odermatt im Super-G von Kvitfjell von Sieger Vincent Kriechmayr. Dieser Zeitunterscheid ergab sich fast gänzlich im letzten Streckenabschnitt, den der Österreicher besser meisterte als alle anderen Fahrer an diesem Tag. Kriechmayr nahm Odermatt dort mehr als drei Zehntelsekunden ab und sorgte dafür, dass die Entscheidung um die Disziplinenwertung noch nicht gefallen ist.
Im SRF-Interview nach dem Rennen erklärten Odermatt und Experte Marc Berthod, wo der österreichische Kontrahent diese Differenz herausfuhr. Bei der Einfahrt in den «Tommy Moe Channel» hatte Kriechmayr im Gegensatz zum Schweizer, der eine direktere Linie fuhr, mehr Richtung.
Genau diese Passage sei auch der Grund für den kurzen Ärger Odermatts nach der Zielankunft gewesen: «Ich hatte den Plan, so zu fahren wie ‹Vince›. Man nimmt so viel mehr Speed mit.» Dass es sein Kopf wieder nicht zugelassen habe, dort «ein bisschen mehr Weg zu fahren», habe ihn genervt.
Wenn Odermatt im Riesenslalom hin und wieder einen Fehler macht, attackiert er immer mehr und wird immer schneller.
Der Linienunterschied hatte dann zur Folge, dass Kriechmayr bei der Ausfahrt des Kanals «fast drei Meter höher war als ich», wodurch er bereits wieder beschleunigen konnte. Derweil sei Odermatt eher noch am Bremsen: «Das sind dann die drei Zehntel», analysiert der Nidwaldner.
Mit Odermatts «Riesen»-Strategie zum Sieg
Zufrieden ist Odermatt mit dem 3. Platz aber allemal: «Das hätte ich im Vornherein unterschrieben.» Es war die erste Podestklassierung in Kvitfjell, nach welcher er im Super-G-Weltcup ein Rennen vor Schluss 81 Punkte Vorsprung auf Kriechmayr hat. Er hätte die Kugel natürlich gerne schon «im Sack» gehabt, «aber es ist kein Wunschkonzert».
Dass es überhaupt noch spannend ist, ist zu einem Teil sogar Odermatt zu verdanken, wie Kriechmayr im Interview offenbarte: «Wenn Odermatt im Riesenslalom hin und wieder einen Fehler macht, attackiert er immer mehr und wird immer schneller.» Das habe er sich von «Odi» abgeschaut. Nach seinem Fehler oben habe er «mit der Wut im Bauch» unten umso mehr attackiert und versucht, das Limit zu suchen. Mit Erfolg.