Warum sind gerade die Schulen Hotspots?
Die Kinder und Jugendlichen haben sich in den Ferien angesteckt und es ist eine möglicherweise brisante Mischung, die jetzt zusammenkommt: Die ansteckendere Delta-Variante-, je nach Schulstufe nur geringe Schutzkonzepte und bei den 12-19-Jährigen eine noch tiefe Impfquote von rund 25 Prozent. Das Potenzial für eine rasche Verbreitung von SARS-CoV-2 an Schulen ist also da.
Noch dazu betreten die Schulen Neuland, denn erst knapp vor den Sommerferien wurde Delta dominant in der Schweiz. Was das für die Schulkinder effektiv bedeutet, ist noch unklar. Es könnte, aber muss nicht zu einer raschen Verbreitung kommen – zur Zeit ist da alles offen.
Welche Strategien verfolgen die Schulen?
Es gibt unterschiedliche Strategien, das Coronavirus an den Schulen unter Kontrolle zu behalten: Die sogenannten Reihentests, bei denen die Schülerinnen und Schüler in ein Röhrchen spucken, je nach Schulstufe auch Masken.
Lüften bringt erwiesenermassen viel. Deshalb empfiehlt der Bund, dass CO2 Sensoren eingesetzt werden. Diese zeigen an, wann die Fenster geöffnet werden sollen. Doch noch sind sie nicht verbreitet im Einsatz. Ebenfalls laufen Versuche an der Fachhochschule Nordwestschweiz, die zeigen sollen, wie die Raumluft mit möglichst einfachen technischen Mitteln gezielt gereinigt werden kann. Die Resultate stehen noch aus.
Impfen ist, anders als bei Erwachsenen, nur teilweise eine Option, denn für die unter 12-jährigen Kinder gibt es noch keine zugelassenen Impfstoffe.
Wie viele Kinder sind bereits immun?
Die letzten Resultate der «Ciao Corona» Studie, die 2500 Kinder im Kanton Zürich untersucht hat, sind vom April dieses Jahres: Rund eines von fünf Kindern hat Antikörper gezeigt.
Diese Zahl dürfte in der Zwischenzeit durch weitere Infektionen angestiegen sein, wie hoch sie aktuell ist, weiss man aber nicht. Schätzungen zufolge sind 20 bis 30 Prozent der unter 12-Jährigen immun, nächste Studienresultate sind auf Ende Jahr zu erwarten.
Nimmt man die 12-19-Jährigen noch mit dazu, liegt die Anzahl der Kinder und Jugendlichen auf jeden Fall höher, wegen der rund 25 Prozent Geimpften in dieser Altersgruppe.
Wie gefährlich ist Covid-19 für Kinder?
Klar ist: Komplikationen bei Kindern und auch Jugendlichen sind selten.
Die meisten Fälle, die doch ins Spital müssen, werden wegen PIMS eingeliefert, einem Syndrom das sich nach einer Covid-Infektion durch hohes Fieber und Entzündungen äussert. Auch «Long Covid» kann Kinder betreffen, die Schätzungen liegen aktuell zwischen 1 und 2 Prozent der erkrankten Kinder.
Auch wenn Kinder von Covid-19 nur wenig betroffen sind, gibt es doch gute Gründe, auch sie vor dem Virus zu schützen: Weniger Krankheitsfälle heisst, weniger Möglichkeiten für die Bildung neuer Virusvarianten. Weniger Krankheitsfälle bei Kindern heisst aber auch, dass das Virus seltener nach Hause getragen wird; zu Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern.
Sollten Kinder unter 12 geimpft werden?
Die Zulassungsstudien für die unter 12-Jährigen laufen aktuell noch, mit Resultaten ist wohl nicht vor Herbst / Winter zu rechnen. Daneben gibt es die grundsätzliche Debatte: Sollen Kinder unter 12 Jahren später überhaupt geimpft werden?
Wenn die Antwort «nein» ist, werden sich früher oder später wohl sowieso alle Kinder mit Corona anstecken. Wenn man aber sagt, «ja», sobald die Impfung verfügbar ist, lassen viele Eltern ihre Kinder impfen, dann lohnt es sich jetzt, allenfalls auch mit etwas strengeren Massnahmen, eine Ausbreitung zu verhindern.