Viele Kantone starten nächsten Montag ins neue Schuljahr. Damit drängt sich die Frage auf, wie mit dem Coronavirus im Klassenzimmer umgegangen werden soll. Insbesondere die sich rasch verbreitende Delta-Variante dürfte für steigende Fallzahlen unter Kindern sorgen. Denn sie sind die einzige Bevölkerungsgruppe, die sich bis jetzt noch nicht impfen lassen konnte.
Kindern ab 12 Jahren wird zwar die Impfung empfohlen, doch bis der volle Impfschutz der zweiten Dosis wirkt, wird es Ende August oder noch später. Für jüngere Kinder ist bis auf Weiteres keine Impfung vorgesehen, es mangelt an Studiendaten für eine Zulassung.
Zahlen aus den USA oder Schottland zeigen, dass sich daher überdurchschnittlich viele Kinder mit der Delta-Variante infizieren. Dies sagte der Direktor des National Institutes of Health der USA, Francis Collins, dem «Guardian».
CO2-Messgeräte gefordert
Was tut die Schweiz, um die Kinder in der Schule vor einer Ansteckung zu schützen? Auf Anfrage bei der Erziehungsdirektorenkonferenz EDK heisst es, die Schutzkonzepte in den Schulen lägen in der Verantwortung der Kantone und Gemeinden. Ein konkreter, schweizweiter Vorschlag hat der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer. Er fordert: CO2-Messgeräte in sämtlichen Klassenzimmern, an allen Schweizer Schulen. Gute Raumbelüftung sei nicht nur wegen der Aerosole und während der Pandemie wichtig, sagt die Zentralsekretärin des Verbands, Franziska Peterhans: «Wenn die Luft schlecht ist, dann können sich die Kinder auch nicht konzentrieren.»
Bei Rot sollte gelüftet werden.
Solche sogenannten CO2-Ampeln sind beispielsweise im Kanton Basel-Landschaft bereits im Einsatz. Fast alle Schulzimmer sind dort damit ausgestattet. Das Zürcher Start-up-Unternehmen «Caru», das die Geräte produziert, beliefert bereits einige Schweizer Schulen. Der Geschäftsführer Thomas Helbling erklärt, wie die Ampeln funktionieren: «Wenn das CO2 im Raum steigt, dann verändert sich die Farbe von Grün zu Orange und dann zu Rot. Bei Rot sollte gelüftet werden.»
Es ist nicht neu, dass die Luft in Klassenzimmern bemängelt wird. Laut einer Studie von 2019 des BAG ist die Qualität der Raumluft in zwei von drei Schulzimmern in der Schweiz ungenügend.
Luftfilter entfernen Viren fast komplett
Auch in Deutschland läuft die Diskussion um die Wiederöffnung der Schulen heiss. Was die Lüftung der Schulzimmer angeht, ist man dort teilweise weiter als in der Schweiz. So hat beispielsweise die Schulbehörde der Stadt Hamburg mitgeteilt, dass im neuen Schuljahr sämtliche Klassenzimmer mit Luftfiltern ausgestattet werden sollen.
Mobile Filter könnten bis zu 99 Prozent aller Viren aus der Zimmerluft entfernen. Dafür wird die Luft durch ein dickes Vlies geleitet. Da prallen die Aerosole gegen die Fasern und bleiben kleben. In der Schweiz sollen die CO2-Messgeräte ein erster Schritt für bessere Luft sein.