Die Covid-19-Impfung ist in der Schweiz in vollem Gange. Dabei können sich nach dem ersten und vor allem dem zweiten Piks auch unangenehme Nebenwirkungen bemerkbar machen. In den allermeisten Fällen sind sie jedoch kein Grund zur Sorge.
Nebenwirkungen: Das passiert im Körper
Nebenwirkungen entstehen durch eine Art Alarmreaktion im Körper. Bei der Impfung wird der Bauplan eines Teils des Virus gespritzt, die mRNA. Daraus wird in den Muskelzellen ein Virusprotein hergestellt, welches die Immunzellen anlockt. Die Immunzellen bemerken das fremde Protein, schlagen daraufhin Alarm und schütten Botenstoffe aus.
Bei über 80 Prozent der Geimpften löst diese Reaktion Schmerzen im Arm aus. Werden mehr Botenstoffe ausgeschüttet, machen sich auch andere Nebenwirkungen bemerkbar. Gelangen die Botenstoffe nämlich ins Gehirn, so befiehlt dieses weitere Abwehrreaktionen. Mögliche Nebenwirkungen dieser Abwehr: Müdigkeit, Kopf- oder Gelenkschmerzen. Bei jedem Zehnten tritt gar Fieber auf.
Innerhalb von zwei bis drei Tagen wird der mRNA-Bauplan in unserem Körper abgebaut – dann sollten auch die Nebenwirkungen abflachen. In den folgenden zwei bis drei Wochen baut der Körper sein Immunsystem weiter gegen das Virus auf.
Warum nicht alle gleich reagieren
Wie stark jemand eine Impfung spürt, ist unter anderem genetisch bedingt. Auch frühere virale Infektionen haben einen Einfluss auf unser körpereigenes Alarmsystem. Denn, so Christian Münz, Immunologe und Leiter für Impffragen bei der Covid-Taskforce des Bundes: «Die Unterschiede sind abhängig davon, wie stark unser Immunsystem genau in dem Bereich, wo die Impfung verabreicht wird, Botenstoffe auslöst.»
Auch darum reagieren Menschen bei der zweiten Impfung oder nach einer Covid-19-Erkrankung teils stärker auf die Impfung: Das Immunsystem wurde schon alarmiert, viele Zellen haben zuvor schon auf die Infektion reagiert. «Wenn diese Zellen wieder aktiviert werden, dann reagieren sie schneller und heftiger.»
Darf man Medikamente nehmen?
Wer Nebenwirkungen spürt, fragt sich vielleicht: Schmerzmittel ja oder nein? Laut Christian Münz darf man nach der Impfung ruhig zu rezeptfreien Schmerz- oder Grippemitteln greifen. Diese haben keinen Einfluss auf die Impfwirkung. Eingenommen werden kann etwa ein Paracetamol (beispielsweise Dafalgan oder Panadol) oder Ibuprofen.
Und wer aktuell mit Heuschnupfen kämpft: Auch Antihistaminika haben keinen Einfluss auf die Impfwirkung und können ohne Bedenken weiter genommen werden.
Ab wann lohnt sich ein Arztbesuch?
Nebenwirkungen nach der Impfung sind also nicht gegeben, aber gerade in schwachem Ausmass durchaus üblich. Besonders beunruhigende Nebenwirkungen seien bis anhin bei Swissmedic nicht gemeldet worden, so Christoph Küng, Leiter der Abteilung Arzneimittelsicherheit bei Swissmedic.
«Patienten leiden zum Beispiel ein paar Tage an Fieber, aber es gibt keine neuen, unbekannten Nebenwirkungen.» Und: «Es gibt keine bleibenden Schädigungen durch die Impfung. Das ist das Wichtige», sagt Küng.
Wenn die Nebenwirkungen aber einiges länger anhalten als die üblichen 48 bis 72 Stunden nach der Impfung, lohnt sich zur Vorsicht ein Arztbesuch. Das Gleiche gilt bei schwerwiegenderen Nebenwirkungen – diese sollte man unbedingt melden.