Erst vor wenigen Wochen ist er von der Universität Basel an die Universität Zürich gezogen: der Naturstoff-Forscher Karl Gademann, preisgekrönter Professor für organische Chemie und chemische Biologie. Noch ist nicht alles eingerichtet. Aber das Ausgangsmaterial seiner Forschung ist natürlich schon da: Es sind Cyanobakterien. Weil sie grün-bläulich schimmern, wurden sie früher auch Blaualgen genannt.
Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Gezüchtet werden sie in Hunderten von kleinen durchsichtigen Fläschchen, die ganze Regalreihen füllen. Karl Gademann sucht in den Cyanobakterien nach neuen Wirkstoffen, giftigen wie heilsamen, die gegen Alzheimer helfen könnten oder gegen Infektionskrankheiten. «Es ist eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen», sagt Karl Gademann. Trotz modernster Computermodelle findet sie auch heute noch nur durch Ausprobieren statt; durch Versuch und Irrtum.
Als erstes müssen einzelne Stoffe überhaupt aus der Biomasse, beispielsweise aus den Cyanobakterien, herausgelöst werden. Welches die beste Extraktionsmethode ist, auch das bleibt oft Versuch und Irrtum. Ist ein Stoff einmal isoliert, muss er weiter bearbeitet werden.
Wirkstoff gegen Malaria
Aus bestimmten Substanzen der Cyanobakterien konnte Karl Gademann bereits einen vielversprechenden Wirkstoff isolieren, der gegen Malaria wirkte – zumindest im Tierversuch. Für den Grundlagenforscher bedeutete dies das Ende seiner Arbeit: Er übergab seine Entdeckung an andere, anwendungsorientierte Forscher, zum weiteren Testen des Wirkstoffs.
Doch das Projekt versandete, weil der Wirkstoff noch nicht ausgefeilt genug war. So ist es mit der Naturstoff-Forschung: Sie ist kompliziert. Häufig gibt es an einem Wirkstoff nach der Entdeckung noch vieles auszusetzen.
Es braucht einen langen Atem
Da hilft nur die künstliche Verbesserung im Labor. Doch dazu braucht es einen langen Atem. «Für viele grossen Firmen – nicht für alle – sind Naturstoffe nicht interessant genug, weil die Entwicklung eines potenziellen Medikamentes zu lange dauert», sagt Karl Gademann. Schnellere Erfolge erhoffen sie sich durch synthetische, also völlig künstlich hergestellte Wirkstoffe.
Er bleibt trotzdem dran, forscht zum Beispiel an neuen Antibiotika und Stoffen gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten. Vielleicht werden diese dereinst zu einem Segen für die Menschheit – so wie die Entdeckungen der diesjährigen Nobelpreisträger.