- Der Nobelpreis für Medizin geht an die US-Amerikaner Victor Ambros und Gary Ruvkun für die Entdeckung der Mikro-RNA und ihrer Rolle bei der Genregulierung.
- Das teilt das Karolinska-Institut in Stockholm mit.
Einer der beiden diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger musste erst einmal aus dem Bett kommen, ehe er von seiner Auszeichnung erfahren hat – der andere weiss möglicherweise noch nichts von seinem Glück. «Ich konnte Gary Ruvkun wecken», berichtete der Sekretär der Nobelversammlung des Karolinska-Instituts, Thomas Perlmann, bei der Preisbekanntgabe in Stockholm. Im Fall von Victor Ambros sei dies nicht unmittelbar gelungen. «Ich habe eine Nachricht auf seinem Handy hinterlassen und hoffe, dass er mich bald zurückruft.»
Die beiden Forscher hätten ein grundlegendes Prinzip zur Steuerung der Genaktivität entdeckt, heisst es vom Karolinska-Institut weiter. «Ihre bahnbrechende Entdeckung offenbarte ein völlig neues Prinzip der Genregulierung, das sich als wesentlich für mehrzellige Organismen, einschliesslich des Menschen, erwies», so das Nobelkomitee in seiner Begründung. Mikro-RNAs erweisen sich als grundlegend wichtig für die Entwicklung und Funktion von Organismen.
Die in den Chromosomen gespeicherte Information kann mit einer Gebrauchsanweisung für alle Zellen des Körpers verglichen werden. Jede Zelle enthält dieselben Chromosomen und damit denselben Satz von Genen. Verschiedene Zelltypen wie Muskel- und Nervenzellen haben trotzdem sehr unterschiedliche Eigenschaften. Dafür spielen Mechanismen der Genregulation eine Rolle, wie sie von Ambros und Ruvkun beschrieben wurden.
Victor Ambros (geboren 1953) arbeitet an der University of Massachusetts Medical School, Gary Ruvkun (geboren 1952) an der Harvard Medical School sowie am Massachusetts General Hospital.
Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist wie im Vorjahr mit 11 Millionen schwedischen Kronen (knapp 970'000 Euro) dotiert. Sie geht je zur Hälfte an die beiden Forscher.
227 Personen mit Medizin-Nobelpreis
Seit der ersten Auszeichnung im Jahr 1901 wurden insgesamt 229 Menschen mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet, darunter 13 Frauen.
Im vergangenen Jahr war er an die in Ungarn geborene Biochemikerin Katalin Kariko und den US-Immunologen Drew Weissman gegangen. Sie erhielten ihn für ihre Grundlagenarbeit an der mRNA-Technologie, die die unheimlich schnelle Entwicklung von Corona-Impfstoffen ermöglicht hat.
Mit der Bekanntgabe in der Preiskategorie Physiologie oder Medizin wird traditionell die alljährliche Nobelpreis-Saison eingeläutet. Am Dienstag und Mittwoch werden die Preisträgerinnen und Preisträger in den Kategorien Physik und Chemie auserkoren, ehe am Donnerstag der Literaturnobelpreis folgt.
Am Freitag wird dann der Friedensnobelpreis vergeben – er ist der einzige der Nobelpreise, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben wird.
In Stockholm folgt zum Abschluss Anfang kommender Woche der Nobelpreis in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften. Er geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833–1896) zurück.