Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die japanische NGO Nihon Hidankyo.
Die auch als Hibakusha bekannte Organisation wird damit für ihre Bemühungen um eine Welt frei von Atomwaffen geehrt.
Das teilte das Nobelkomitee in Oslo mit.
Nihon Hidankyo wurde 1956 in Gedenken an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki und zur Unterstützung von Überlebenden gegründet.
Bekannt ist die Organisation auch unter dem Namen Hibakusha. «Die Hibakusha helfen uns, das Unbeschreibliche zu beschreiben, das Undenkbare zu denken und den unvorstellbaren Schmerz und das Leid, das durch Atomwaffen verursacht wird, irgendwie zu erfassen», erklärte das norwegische Nobelkomitee.
Die Anti-Atomwaffen-Organisation wurde zum einen gegründet, um Druck auf die japanische Regierung auszuüben, die Opfer besser zu unterstützen. Zum anderen setzen sich die Überlebenden, die sogenannten Hibakusha, seit Gründung ihrer landesweiten Organisation für die Abschaffung aller Atomwaffen in der Welt ein. Bis zur Gründung von Hidankyo lebten die Überlebenden der Atombombenabwürfe weitgehend im Stillen und hatten mit gesundheitlichen Problemen, Armut und sozialer Diskriminierung in Japan zu kämpfen.
Der führende Friedensforscher Dan Smith hält die Kür der japanischen Organisation Nihon Hidankyo zum diesjährigen Friedensnobelpreisträger aus gleich drei Gründen für gelungen.
Zum einen werde der Fokus wirklich auf die menschlichen Auswirkungen des Atomwaffengebrauchs gerichtet. Zum anderen werde ein Schlaglicht auf die derzeitigen internationalen Beziehungen und Spannungen geworfen, sagte der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri.
Der dritte Aspekt seien die 80. Jahrestage der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki im kommenden Jahr. «Das bedeutet auch, dass wir es geschafft haben, seit fast 80 Jahren keine Atomwaffen einzusetzen», sagte Smith. Gleichzeitig scheine das Tabu, nukleare Waffen nicht zu gebrauchen, mehr und mehr zu verschwinden, warnte der Friedensforscher unter anderem mit Blick auf russische Drohungen gegen den Westen.
Das Komitee hat das Thema Atomwaffen bereits regelmässig in den Fokus gerückt, zuletzt mit seiner Auszeichnung für die ICAN, die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, die den Preis im Jahr 2017 gewonnen hatte.
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo hat bei den Überlebenden der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki von 1945 Tränen der Freude ausgelöst.
«Ein Traum von einem Traum. Es ist unglaublich», rief Tomoyuki Minomaki, Präsident der Organisation, vor Medienschaffenden in Hiroshima und kniff sich vor Freude weinend in die Wange, als könne er die Nachricht nicht fassen.
Ich möchte weiterhin an die Menschen in der Welt appellieren, die Atomwaffen abzuschaffen und einen dauerhaften Frieden zu erreichen.
Der Japaner hatte die Bekanntgabe des Friedensnobelpreises vom Rathaus in Hiroshima aus über das Internet verfolgt. «Es fühlt sich wirklich schon wie ein Traum an», sagte er tief bewegt. «Ich möchte weiterhin an die Menschen in der Welt appellieren, die Atomwaffen abzuschaffen und einen dauerhaften Frieden zu erreichen.» Japans neugewählter Regierungschef Shigeru Ishiba zeigte sich ebenfalls erfreut über die Verleihung des Nobelpreises an die Organisation der Atombombenabwürfe. Sie sei «extrem bedeutsam», erklärte Ishiba.
Weniger Nominierte als normalerweise
Nominiert wurden diesmal insgesamt 286 Kandidatinnen und Kandidaten, unter ihnen 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen. Verglichen mit den Vorjahren ist das Kandidatenfeld damit deutlich geschrumpft. Wer unter den Nominierten ist, wird von den Nobel-Institutionen traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.
Einzelpersonen sowie Organisationen als Gewinner
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Seit der ersten Preisvergabe 1901 sind bislang 111 Einzelpersonen und 27 unterschiedliche Organisationen mit dem Friedensnobelpreis geehrt worden, das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR dabei gleich zweimal und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sogar dreimal.
Im Regelfall bekommt den Friedenspreis eine Persönlichkeit oder eine Organisation alleine zugesprochen, manchmal teilen ihn sich aber auch zwei Preisträger. Erst dreimal wurde die Auszeichnung unter drei Auserwählten aufgeteilt, unter anderem bei der Auszeichnung des damaligen Palästinenserführers Jassir Arafat und der damaligen israelischen Spitzenpolitiker Schimon Peres und Izchak Rabin vor 30 Jahren für ihre Bemühungen um eine Lösung des – derzeit wieder eskalierten – Nahostkonflikts.
Im vergangenen Jahr war die Auszeichnung an die Frauenrechtsaktivistin Mohammadi gegangen, die in ihrer iranischen Heimat seit längerem im Gefängnis sitzt. Sie wurde damit «für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle» geehrt.
Die Gewinner der vergangenen Jahre
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2023: Narges Mohammadi (Iran) für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen.
2022: Ales Bjaljazki (Belarus), die Menschenrechtsorganisationen Memorial (Russland) und Center for Civil Liberties (Ukraine). Sie wurden als Vertreter der Zivilgesellschaft in ihren Heimatländern gewürdigt.
2021: Maria Ressa (Philippinen) und Dmitri Muratow (Russland) für ihre Bemühungen um die Wahrung der freien Meinungsäusserung.
2020: Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen unter anderem für seine Bemühungen zur Bekämpfung von Hunger.
2019: Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed für seine Bemühungen für Frieden und internationale Zusammenarbeit.
2018: Denis Mukwege (Kongo) und Nadia Murad (Irak) für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt.
2017: Die internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) für ihren Einsatz für einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen.
2016: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos für seine Bemühungen, den Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden.
2015: Das Quartett für den nationalen Dialog in Tunesien für seinen Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie.
2014: Malala Yousafzai (Pakistan) und Kailash Satyarthi (Indien) unter anderem für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern.
In dieser Woche sind bereits die diesjährigen Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet worden. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften. All diese Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, der Friedensnobelpreis als einziger in Oslo.
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Video
Archiv: Friedensnobelpreis geht an Iranerin Narges Mohammadi
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