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Beliebtes Convenience-Food Wie erkenne ich ungesundes Fertigessen?

Fertigessen, sogenanntes Convenience-Food, ist gemäss Studien verantwortlich für etliche Zivilisationskrankheiten. Trotzdem wird es immer beliebter. Doch nicht alle Fertigprodukte sind schlecht. Wie beurteilt man, was gesund und was ungesund ist?

«Man muss es differenziert betrachten.» Was Claudia Müller zu den gesundheitlichen Folgen von Convenience-Produkten sagt, zeigt sich auch an ihrem persönlichen Umgang damit: «Ich weiss zwar als Ernährungswissenschaftlerin, was man essen sollte und was nicht. Was mich aber nicht immer davor schützt, auch mal zu Fertigprodukten zu greifen.»

Vom geschnittenen Salat bis zum Fertigmenü

Wer viel Fertigessen oder eben Convenience-Food konsumiert, hat gemäss Studien ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Übergewicht. Nur: Die Bandbreite an Fertigprodukten ist riesig.

Alles, was industriell verarbeitet ist, gehört dazu. Von geschnittenem Salat über Tiefkühlgemüse, Teigwaren, Süssgetränke, Joghurt oder Guetzli bis zu Ultrahochverarbeitetem wie Fertigmenüs. Und nicht alle sind gleich ungesund.

Gesundheitsrisiko Zusatzstoffe und Verarbeitung

Warum Convenience-Food ungesund sein kann, erklärt Claudia Müller von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW in zwei Kapiteln. Das erste: Verarbeitung. «Hochverarbeitete Produkte sind oft sehr energiereich und enthalten zu viel Fett, Zucker und Salz. Zudem fehlen Nähr- und Ballaststoffe, die wichtig für die Gesundheit und das Sättigungsgefühl sind. Das alles führt zu den in den Studien nachgewiesenen Krankheiten.»

Ein Fertiggericht wird in einer Mikrowelle aufgewärmt.
Legende: Schnell und bequem: Das Fertiggericht nur kurz in der Mikrowelle aufwärmen und sofort essen. Doch welche gesundheitlichen Folgen hat der Verzehr von Convenience-Produkten? IMAGO/Shotshop

Kapitel zwei: Zusatzstoffe. «Zusatzstoffe sind zwar geprüft und gelten als gesundheitlich unbedenklich. Es fehlt aber an Studien über den Einfluss der verschiedenen Zusatzstoffe auf die Gesundheit in Kombination, über einen längeren Zeitraum und nach den Verarbeitungsprozessen. Die Forschung vermutet aber, dass sie an den Wirkmechanismen mitbeteiligt sein könnten, die zu Gesundheitsrisiken führen.»

Wie erkenne ich ungesunde Fertigprodukte?

Die Zusatzstoffe sind deklariert. Die sogenannten E-Stoffe (z.B. E415, ein Verdickungsmittel) sind die Klassischen. Je weniger davon in einem Convenience-Produkt stecken, umso besser. Doch wie beurteilt man den Verarbeitungsgrad?

Nutri-Score hilft nicht unbedingt

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Ein Nutri-Score und ein Max Havelaar Logo auf einem Joghurtbecher.
Legende: Nutri-Score auf einem Bio Joghurt. Keystone/Christian Beutler

Der Nutri-Score ist auf vielen Produkten aufgedruckt. Er bezeichnet auf einer Skala von A bis E eigentlich, wie gesund ein Lebensmittel ist.

Doch er sagt nichts aus über den Verarbeitungsgrad eines Produktes oder die in ihm enthaltenen Zusatzstoffe. Er zeigt lediglich das Nährwertprofil an und gibt somit einen Hinweis darauf, wie gesund respektive ungesund ein Produkt ist, verglichen mit anderen Produkten aus derselben Kategorie. Zum Beispiel innerhalb der Joghurts.

Heisst: Hat ein Joghurt im Vergleich zu einem anderen viel oder wenig Zucker, Kalorien, Proteine etc. So kann ein hoch verarbeitetes Produkt mit vielen E-Stoffen durchaus die Bestbewertung A im Nutri-Score aufweisen. Das bedeutet aber nicht, dass dieses Produkt uneingeschränkt konsumiert werden sollte.

Claudia Müller sagt: «Es gibt keine Deklaration dazu, nur Hinweise. Enthält ein Produkt besonders viele Aromen, Konservierungsmittel und Farbstoffe sowie viele energiereiche Inhaltsstoffe wie Zucker und gesättigte Fettsäuren, ist es ziemlich sicher hoch verarbeitet und sollte nur selten konsumiert werden.»

Die Ausnahmen von der Regel

Und da wären wir wieder beim Anfang: Man muss es differenziert betrachten. Tiefkühlgemüse kommt auch bei Claudia Müller auf den Tisch. Denn das Schockfrosten konserviert die Nährstoffe.

Immer mehr natürlicher Inhalt

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Die Nahrungsmittelindustrie hat erkannt, dass das Bedürfnis nach möglichst natürlichen, gesunden Fertigprodukten steigt. Sie produziert zum Beispiel immer mehr Produkte ohne chemische Zusatzstoffe. «Solche Produkte kann man gut ab und zu auf den Speiseplan setzen», sagt Claudia Müller.

Allerdings mit dem Nachsatz, dass es besser wäre, die einzelnen Zutaten wie zum Beispiel Hülsenfrüchte direkt zu essen statt des verarbeiteten Fertigprodukts, das bereits wieder Verarbeitungsschritte hinter sich hat, oft mit entsprechendem Einfluss auf Nährstoffe.

Und auch vorgeschnittenen Salat verwendet sie: «Das kann eine sinnvolle Ergänzung zu einer Mahlzeit sein».

Selbst kochen ist immer am gesündesten. Aber wenn es schnell gehen muss, geht der Griff zum vernünftigen Fertigprodukt durchaus in Ordnung.

Zu den Studien

SRF 1, Einstein, 03.10.2024, 21:05 Uhr

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