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Scham und schlechtes Gewissen nach dem Chlamydien-Test
Aus Puls vom 15.05.2023.
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Chlamydien-Test positiv «Ich dachte immer, Geschlechtskrankheiten betreffen mich nicht»

Unwissen, Scham und Stigmatisierung sorgen dafür, dass sexuell übertragbare Infektionen zu oft tabuisiert werden. Mit unangenehmen Folgen, wie die Geschichte von Lukas zeigt.

Lukas ist nicht der Typ für One-Night-Stands. Sex hat er mit Frauen, die er schon über einen längeren Zeitraum kennt oder mit denen er in einer Beziehung ist. Über Geschlechtskrankheiten hat er sich deshalb bisher nie Gedanken gemacht, testen liess er sich nie – bis er eine neue Bekanntschaft macht. 

Diese Frau möchte, dass Lukas sich vor dem ersten gemeinsamen Sex auf die gängigsten sexuell übertragbaren Infektionen (STI) testen lässt.«Ich hatte zuvor keine Berührungspunkte damit gehabt. Ich habe immer gedacht, dass mich das nicht betrifft – auch weil sich die ganzen Kampagnen eher an homosexuelle Männer richten», erzählt Lukas.  

Ich hätte nie im Leben damit gerechnet.
Autor: Lukas

Umso grösser die unangenehme Überraschung, als er das Resultat erhält: Lukas’ Test auf Chlamydien fällt positiv aus. «Ich hätte nie im Leben damit gerechnet», erinnert er sich. Besonders, weil er zu diesem Zeitpunkt keinerlei Symptome hat. Aber auch, weil er sich in falscher Sicherheit wiegt: «Ich dachte, dass das Leuten passiert, die ein aufregendes Sexleben mit häufig wechselnden Sexualpartnerinnen haben.» 

Chlamydien

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Eine Chlamydien-Infektion wird durch Bakterien (Chlamydiatrachomatis) verursacht. Sie gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen in Europa. Die Bakterien befinden sich auf den Schleimhäuten, sodass die Infektion durch oralen, vaginalen und analen Geschlechtsverkehr übertragen werden kann. Im Sperma und in der Scheidenflüssigkeit hat es keine Bakterien, die eine Chlamydien-Infektion verursachen können.  

Häufige Symptome bei Frauen: unüblicher Ausfluss und Juckreiz an der Scheide, Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterleib, Schmerzen oder Blutungen beim Geschlechtsverkehr, unregelmässige Blutungen, Jucken oder Ausfluss am Anus. 

Symptome bei Männern: Weisslicher Ausfluss am Penis, vor allem morgens, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen an den Hoden, Jucken oder Ausfluss am Anus 

Für den Nachweis einer Chlamydien-Infektion wird ein Abstrich der jeweiligen Schleimhäute (Vagina, Anus, Rachen, Harnröhre des Mannes) untersucht. Auch ein Urintest ist möglich, er ist aber weniger zuverlässig. Die Infektion kann mit Antibiotika geheilt werden. Aktuelle Sexualpartner und Sexualpartnerinnen sollten gleichzeitig behandelt werden, um «Pingpong-Infektionen» zu vermeiden, bei welchen sich die Partner und Partnerinnen sich immer wieder gegenseitig anstecken.(Quelle: Aids-Hilfe Schweiz 

Mit solchen Falschannahmen und Vorurteilen ist Lukas nicht der einzige. Im Testzentrum in Aarau, wo er sich testen lässt, stellt man immer wieder derartige Wissenslücken in Bezug auf sexuell übertragbare Infektionen fest: «Es gibt grosse Unterschiede im Bewusstsein», sagt Michael Ganz, Geschäftsleiter der Fachstelle Sexuelle Gesundheit Aargau. «Insbesondere in der schwulen Community ist das Thema viel präsenter als bei Heterosexuellen – und am wenigsten bei heterosexuellen Männern.»

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Dadurch sei auch die Scham bei einem positiven Resultat nach wie vor gross: «Häufig ist es mit dem Gefühl verbunden, man habe etwas Falsches getan, obwohl dem überhaupt nicht so ist. Man hat ja nichts Verbotenes getan.»

Viele machten Witze darüber.
Autor: Lukas

Lukas plagte nach dem positiven Testresultat vor allem ein schlechtes Gewissen gegenüber seinen früheren Sexualpartnerinnen. Er hat sie möglicherweise infiziert, ohne es gewusst zu haben: «Ich fühlte mich sehr schlecht dabei.» Dennoch informiert er sie über den positiven Chlamydien-Test, um die Ansteckungsketten zu brechen, so wie es das Testzentrum empfiehlt. 

Auch seinen Freunden erzählt er offen, was passiert ist: «Viele machten Witze: Ich sei halt jemand, der jedes Wochenende mit einer anderen Frau Sex hat.» Lukas weiss, dass ihre Reaktionen scherzhaft gemeint sind, trotzdem ist er erstaunt über die Vorurteile. Seine Offenheit zeigt aber Wirkung: «Wir haben viel darüber gesprochen. Unter Männern ist das sonst nie Thema.» 

Auch für dieses Interview hat er sich bewusst entschieden, mit seinem Gesicht hinzustehen: «Ich hoffe, dass dadurch mehr Menschen – und vor allem mehr Männer – Verantwortung übernehmen und sich häufiger testen lassen.» 

SRF 1, Puls, 15.5.2023, 21:05 Uhr

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