Wer kennt ihn nicht: den «Fluch des Pharao». Die Statistik belegt gar, dass bis zu 80 Prozent der Passagiere auf einer Nilkreuzfahrt an Reisedurchfall leiden. Im Rest von Afrika, in Mittel- und Südamerika und in Asien hat noch rund die Hälfte der Reisenden Magen-Darm-Beschwerden.
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Die gute Nachricht: Nach drei bis fünf Tagen geht der Durchfall in der Regel von alleine wieder weg. Die schlechte Nachricht: Der Drang, ständig aufs Klo zu müssen, verhindert meistens alle Aktivitäten, und wer zu wenig trinkt, läuft schnell Gefahr, einen Wassermangel zu erleiden und riskiert einen Kreislaufkollaps.
«Gefährlich wird es dann, wenn der Betroffene mehr als zehn grossvolumige, wässrige Stuhlgänge am Tag hat», erklärt Magen-Darm-Spezialist Radu Tutuian vom Inselspital Bern, «wenn hohes Fieber dazukommt oder Schleim und Blut im Stuhl zu sehen sind.» Bei einem solch schweren Verlauf ist es ratsam, den Arzt aufzusuchen, weil der Flüssigkeitsverlust nicht mehr mit Trinken ausgeglichen werden kann.
Kleinkinder, alte Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem sind besonders gefährdet. Für gesunde Menschen gilt während der Erkrankung: viel trinken! Ideal ist eine Lösung aus Wasser, Traubenzucker, Kochsalz und ein bisschen Orangensaft.
Bakterien, Viren, Amöben
Akuter Durchfall kann verschiedene Ursachen haben. Radu Tutuian nennt sie beim Namen: «Die klassische Magen-Darm-Grippe wird durch eine Infektion mit Viren, Bakterien oder Parasiten wie Amöben verursacht. Je nach Erreger kann die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome zwischen zwölf Stunden und zwei Tagen betragen.»
Im Unterschied zur Magen-Darm-Grippe entstehen die Symptome bei der Lebensmittelvergiftung durch Gifte, die beim Verzehr von bestimmten Pflanzen wie dem Fliegenpilz oder Tieren wie dem Kugelfisch ihre Wirkung im Darm entfalten. Die ersten Symptome treten in der Regel bereits eine halbe Stunde nach der Einnahme auf.
Solange sich der Allgemeinzustand beim Durchfall-Kranken nicht stark verschlechtert, rät Radu Tutuian von der Einnahme von Medikamenten ab: «Der Wirkstoff Loperamid, der auch in ‹Imodium› enthalten ist, hemmt die Darmaktivität und sollte in der Akutphase des Durchfalls gemieden werden. Noch ist der Darm damit beschäftigt, die Erreger und Toxine aus dem Körper zu schaffen, und sollte dabei nicht gebremst werden.»
Aktivkohle hingegen könne helfen, giftige Abbauprodukte der Erreger an sich zu binden und damit die Dauer der Symptome zu reduzieren.
Mangelnde Hygiene
Die Gabe von Antibiotika hingegen ist nicht immer sinnvoll. «Manche Antibiotika reizen die Darmschleimhaut zusätzlich, andere bringen die nützliche Darmflora durcheinander», gibt Radu Tutuian zu bedenken. Zudem bestehe auch die Gefahr, dass sich eine Antibiotikaresistenz bilde.
Hauptrisikofaktor für eine Durchfallerkrankung ist mangelnde Hygiene. Wir infizieren uns über verunreinigtes Trinkwasser oder über verdorbene Lebensmittel mit Bakterien, Viren und Parasiten. Das erklärt, warum die Passagiere einer Nilkreuzfahrt besonders gefährdet sind. Einerseits herrschen in vielen Ländern ausserhalb Europas andere Hygienestandards. Andererseits werden gewisse Keime durch Kontakt- oder Schmierinfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Gross ist dieses Risiko dort, wo viele Leute auf engem Raum zusammenleben oder, wie auf einer Schiffsreise, auf engem Raum unterwegs sind.
Auf Auslandsreisen empfehlen Magen-Darm-Spezialisten deshalb folgende Regel: Cook it, boil it, peel it or forget it (koch es, brat es, schäl es oder vergiss es).
Aufgepasst mit Pouletfleisch
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Pro Jahr sterben weltweit gegen zwei Millionen Menschen an den Folgen von Durchfall – der ganz grosse Teil davon sind Kinder in Entwicklungsländern. Verunreinigtes Wasser führt dort zum Beispiel zu schweren Cholera-Durchfällen.
In der Schweiz sind Durchfalltote selten. Trotzdem gibt es auch bei uns Keime, die einem eine Woche oder länger krank machen können. Auf der Seite für meldepflichtige Infektionskrankheiten vom Bundesamt für Gesundheit führt ein wenig bekanntes Bakterium die Fall-Liste mit jährlich über 8000 Durchfall-Erkrankungen in der Schweiz an: Campylobacter. Der Erreger sitzt im und auf dem Huhn und wird vor allem bei der Zubereitung von Pouletfleisch verteilt.
Der Saft des rohen Fleisches kann andere Lebensmittel verunreinigen. Deshalb für Salat, Früchte und Gemüse unbedingt separate Küchenutensilien verwenden. Die Hände nach Kontakt mit dem Poulet waschen. Und das Fleisch selbst gut durchbraten. Typischerweise sind Campylobacter-Infektionen während der Grill-Saison und über die Winterfesttage wegen des «Festtagsklassiker» Fondue Chinoise besonders häufig.