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Protonenpumpenhemmer in der Kritik
Aus Puls vom 01.02.2016.
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Die beliebten Magensäure-Bremser sind nicht ohne

Sodbrennen und saures Aufstossen sind ein weit verbreitetes Leiden. Deshalb schlucken viele Menschen regelmässig Protonenpumpenhemmer – oft leichtfertig und zu lange.

Saures Aufstossen ist lästig und unangenehm. Kein Wunder also, dass viele Menschen nach Mitteln gegen das Sodbrennen suchen und schliesslich bei Protonenpumpenhemmern landen. Allein letztes Jahr haben in der Schweiz fast 1,5 Millionen Menschen mindestens einmal einen solchen Magensäurehemmer gekauft – Tendenz steigend. In den letzten zehn Jahren hat sich die Menge der verkauften Tabletten von 100 Millionen auf 240 Millionen mehr als verdoppelt.

Protonenpumpen-hemmer

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Im Gegensatz zu Hausmitteln und Produkten, die überschüssige Magensäure neutralisieren, setzen Protonenpumpeninhibitoren (PPI) an der Quelle der Magensäure an: Die PPI-Wirkstoffe binden sich in den Belegzellen des Magens an ein bestimmtes Enzym und blockieren dessen Funktion als Protonenpumpe – was die Magensäureproduktion reduziert.

«Als die Protonenpumpenhemmer auf den Markt kamen, galten sie als grosse Errungenschaft. Es sind hochwirksame Medikamente bei akuten Magenleiden wie Magengeschwüren oder chronischer Gastritis», so Christoph Meier vom Stadtspital Triemli in Zürich. Heute gäbe es wegen Magengeschwüren fast keine Operationen mehr, früher sei das noch das tägliche Geschäft von Chirurgen gewesen.

Unbestritten also: Protonenpumpenhemmer sind wichtige Medikamente und unverzichtbar bei akuten Magenleiden. Die Kehrseite der Medaille: Magensäurehemmer avancierten in den letzten Jahren zu einem Lifestyle-Medikament.

Unterschätzte Langzeitwirkungen

Lange Zeit galten Magensäurehemmer als harmlos. Erst in den letzten Jahren bröckelte das Saubermann-Image des Medikaments. Forscher konnten bei jahrelanger Einnahme unter anderem ein erhöhtes Risiko für einen Darminfekt (Clostridium difficile), Lungenentzündungen und Osteoporose feststellen. Eine Anfang diesen Jahres erschienene Studie stellt einen Zusammenhang mit chronischen Nierenleiden her.

«Man muss deswegen als Konsument nicht in Panik geraten, die Nebenwirkungen sind verhältnismässig gering. Aber sie fallen bei der grossen Verbreitung der Magensäurehemmer immer mehr ins Gewicht, man darf die Nebenwirkungen einfach nicht mehr ausser Acht lassen», so Hausarzt und Wissenschaftler am Institut für Hausarztmedizin Stefan Neuner-Jehle.

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«Haben Protonenpumpenhemmer keine Nebenwirkungen?»
Aus Puls vom 21.12.2010.
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Ein Umdenken ist angezeigt. Aber der Mensch ändert seine Gewohnheiten nur ungern, wenn der sofortige Nutzen gross und mögliche Komplikationen klein scheinen. Ein Umgang, der zu denken gibt: Medikamente aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit schlucken, in diesem Punkt sind sich die Fachleute einig, das sollte nicht sein.

Bereits vor zwei Jahren wurden die Protonenpumpenhemmer von der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin auf eine Top-5-Liste unötiger medizinischer Behandlungen gesetzt. Aber diese Kampagne unter dem Slogan «Weniger Medizin kann mehr sein» konnte in den Köpfen von Ärzten und Patienten bisher nicht wirklich viel ändern.

Spitalärzte, Hausärzte und Patienten sensibilisieren

Das Problem der Übermedikation ist ein vielschichtiges. Sowohl Spitalärzte als auch Hausärzte sollten ihre Verschreibpraxis überdenken: Häufig braucht der Patient das Medikament nicht wirklich oder die Dosierung könnte niedriger sein. «Immer wieder fällt auf, dass Ärzte schlicht und einfach vergessen, ein Medikament abzusetzen», so Neuner-Jehle.

Auch bei den Patienten ist mehr Initiative gefragt: Es wäre wünschenswert, dass Patienten ihren Ärzten mehr Fragen stellten, wie beispielsweise: Wieso genau muss ich dieses Medikament nehmen? Was ist der Nutzen und was sind die Nebenwirkungen? Der Gesinnungswandel braucht Zeit. Momentan werden in mehreren Forschungsarbeiten Daten ermittelt und ausgewertet, welche dazu beitragen sollen, das Problem der oft unnötigen Magensäurehemmer-Behandlungen in den Griff zu bekommen.

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