Australische Forscher haben jetzt untersucht, was in unseren Köpfen vorgeht, wenn wir Fleisch essen. Denn einerseits geniessen wir ein saftiges Steak – andererseits ist uns sehr wohl bewusst, was bis zu dem Moment geschehen ist, in dem es in der Pfanne landet. Doch gleichzeitig schlemmen und an das Tier im Schlachthof denken, passt nicht zusammen. Wie also können intelligente Menschen hier so eine klare Grenze ziehen, und dem Genuss zuliebe alles andere einfach ausblenden?
Vegetariern gelingt das nicht so gut: Sie haben Tiere weniger zum Fressen gern als zu gern zum essen – und verzichten lieber. Fleischesser lösen den Konflikt anders, sagt Mirjam Hauser, Trendforscherin am Gottlieb Duttweiler Institut. «Sie schreiben den Tieren in dem Moment, in dem sie Fleisch essen, einfach weniger Leidensfähigkeit zu», erklärt sie.
Kognitive Dissonanz macht uns das Leben leichter
Das Gleiche machen wir zum Selbstschutz von vornherein mit Tieren: Rinder stehen dann nicht auf gleicher Stufe mit Hunden, oder Pferde auf der gleichen Stufe mit Schweinen – auch wenn sie rational betrachtet genau gleich leidensfähig sind. Tieren wie Hund, Katze & Co., mit denen der Mensch einen engeren Umgang pflegt, werden gemeinhin menschlichere Züge zugesprochen und sie bekommen dann mehr Mitgefühl.
Was hier passiert, heisst in der Psychologie kognitive Dissonanz: Wenn man zeitgleich zwei Gedanken in sich trägt, die nicht miteinander kompatibel, aber beide wichtig sind, versucht der Mensch, einen der Gedanken umzuinterpretieren. Das bedeutet: In dem Moment, wo er Fleisch isst, spricht er den Tieren die menschenähnlichen Züge eher ab als normal.
«Während des Fleischessens oder kurz danach schätzen wir das Tier anders ein als sonst», sagt Mirjam Hauser, Trendforscherin am Gottlieb Duttweiler Institut. «Plötzlich hat es unserer Meinung nach weniger Fähigkeiten, Schmerz zu empfinden.»