Der Mensch ist ein Lebewesen, das seine Körpertemperatur relativ konstant hält. Das verschafft ihm auf der einen Seite einen klaren Überlebensvorteil, denn er ist dadurch bei höheren und niedrigen Temperaturen gleich agil. Zum anderen aber verträgt der Organismus keine grosse Schwankungen der Körpertemperaturen nach oben und nach unten. Um die Temperatur ausgeglichen zu halten, muss der Körper arbeiten.
Dabei geht es vor allem um die Temperatur im Körperkern. Extremitäten wie Hände oder Füsse können schon einmal deutlich kälter oder wärmer als 37 Grad sein. Die Organisation der Körperwärme übernimmt ein eigenes Regelzentrum im Zwischenhirn. Von hier erfolgen die Signale zum kühlenden Schwitzen oder zum wärmenden Zittern und Zähneklappern. Thermosensoren der Haut und im Körperkern geben wiederum Informationen zum aktuellen Temperaturstand ans Gehirn.
Körpereigene Kühlungsmaschinerie
Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad machen Gesunden in der Regel nichts aus. Melden die Sensoren aber hohe Aussentemperaturen, beginnt der Körper mit einer ganzen Palette an Kühlungsmassnahmen.
Weil er einen Teil der Wärme über das Blut aus dem Körperkern abführen kann, werden Hände und Füsse stärker durchblutet, denn sie haben eine im Verhältnis zum Volumen relativ grosse Oberfläche, über die sich das Blut abkühlen lässt. Die Durchblutung der Finger beispielsweise lässt sich um das bis zu 600-Fache steigern. Wenn jedoch Blut zur Abkühlung eingesetzt wird, ist die Durchblutung der Muskeln verringert – und damit auch die Leistungsfähigkeit geschwächt.
Eine weitaus grössere Rolle spielt aber der Schweiss. Bei Hitze erfolgen 90 Prozent der Abkühlung über die so entstehende Verdunstungskälte. Ist die Luft nicht nur heiss, sondern auch feucht, wird es für den Körper schwierig. Zwar fliesst der Schweiss in Strömen, er verdunstet jedoch in feuchtigkeitsgeschwängerter Luft weniger und tropft wenig effizient einfach herunter.
Deswegen empfindet mal schwüle Hitze auch als deutlich heisser als trockene: Bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent bei 32 Grad liegt die gefühlte Temperatur bei 45 Grad – bei viel körperlicher Bewegung oder gar Sport drohen Hitzekrämpfe und Erschöpfung, die Gefahr eines Hitzschlag ist hoch. Eine Luftfeuchtigkeit von nur 20 Prozent bei gemessenen 32 Grad nehmen Menschen dagegen als für Gesunde unproblematische 31 Grad wahr. Bei schwüler Hitze steigt deshalb die Körperkerntemperatur deutlicher an als bei trockener.
Drei Liter Schweiss pro Stunde
Darüber hinaus hat der Körper mit dem hohen Flüssigkeitsverlust zu kämpfen. Je nach Hitze oder Intensität der körperlichen Bewegung können bis zu drei Liter pro Stunde verloren gehen – bei 20 Grad sind es dagegen im gleichen Zeitraum nur etwa ein halber bis ein Liter.
Je höher der Flüssigkeitsverlust und die Körpertemperatur, desto mehr gerät das Herz-Kreislaufsystem unter Stress und reagiert mit beschleunigtem Herzschlag – pro Liter Flüssigkeitsverlust etwa acht Schläge pro Minute mehr.
Für sportlich Aktive gilt: Weil der Körper unter heissen Bedingungen so sehr viel mehr leisten muss, schüttet er das anspornende Hormon Adrenalin aus. Das wiederum erleichtert die Aufnahme von Energie durch die Muskeln. Entsprechend schneller sind dann aber die Kohlenhydrat-Reserven aufgebraucht. Die Verbrennung von Kohlenhydraten bei unzureichender Sauerstoffsättigung, wie sie im Sport unter grösserer Belastung schnell der Fall ist, erhöht die Laktat-Konzentration im Blut. Die Muskeln werden schneller «sauer» und die Leistungsfähigkeit nimmt ab.
Zeit zum Akklimatisieren
Die gute Nachricht: Der Körper kann sich an die Hitze gewöhnen – durch eine ausreichende Gewöhnungszeit. Er bildet mehr Schweissdrüsen, so dass sich nach zwei Wochen die Schweissmenge bis zu verdoppeln kann. Die Schweissproduktion wird gleichmässiger und damit ökonomischer. Auch das Schlagvolumen des Herzens und das Blutvolumen nehmen zu und das Durstgefühl meldet sich schneller. Über den Schweiss und die Nieren wird darüber hinaus zunehmend weniger Salz ausgeschieden.