Humor ist die beste Medizin – sagt der Volksmund. Dass Lachen gesund ist, weiss man inzwischen auch aus zahlreichen Studien. Und so ist der Humor zu einer ernst zu nehmenden Sache geworden. Auch am vergangenen Wochenende: Da fand in Basels Kongresszentrum der Humorkongress 2015 statt. «Humor – Kraftquelle des Lebens», so hiess das diesjährige Thema. 200 Fachleute aus Therapie, Beratung und Pflege kamen zusammen, um ihr Wissen über den besonderen Wert von Heiterkeit in schwierigen Lebenslagen zu vertiefen.
Schwierige Lebenslagen hin oder her: Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht. Trotz Alter und Vergesslichkeit. Trotz Knatsch im Beruf. Trotz Konflikt mit dem Liebsten. Trotz Einschränkung durch Krankheit.
Ich freue mich wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.
An Basels Kongress stand aber nicht der Unterhaltungshumor, sondern der therapeutische Humor im Vordergrund. Wie sich die beiden Humorarten voneinander unterscheiden, weiss Beat Hänni ganz genau. Er ist seit Jahren massgeblich an den Humorkongressen beteiligt und zugleich Präsident von «Humorcare».
Das ist ein Verein, der sich dem therapeutischen Humor in Beratung, Pflege und Therapie widmet. «Der unterhalterische Humor zielt auf eine kurzfristige physiologische Regung des Körpers ab, während der therapeutische, heilsame Humor eine Haltung beinhaltet», erklärt er.
Eine andere Haltung zum Tod gewinnen
Diese Haltung soll empathisch sein und respektvoll, verantwortungsvoll und tiefgründig. Der Verein «Humorcare» hat ethische Richtlinien für therapeutisch arbeitende Humorfachleute ausgearbeitet, die verbindlich sind.
«Die Richtlinien lauten, dass wir erstens den Unterscheid zwischen unterhaltendem und therapeutischem Humor definieren. Dann sagen wir auch, dass unsere Mitglieder in ihrer Humorarbeit nicht verletzend, nicht erniedrigend sein dürfen. Sie sind auch dazu angehalten, sich klar abzugrenzen, wenn sie als Clowns zum Beispiel in der Unterhaltungswelt auftreten und dass sie therapeutischen und unterhaltsamen Humor nicht vermischen», sagt Beat Hänni.
So ein Clown ist Ulrich Fey. Seit 15 Jahren ist er mit seiner roten Nase in Alters- und Pflegeheimen rund um Frankfurt unterwegs. Er begrüsst die ethischen Richtlinien von «Humorcare» und findet sie in keiner Weise einschränkend für seine erheiternde Arbeit. Selbst wenn es um den Abschied von dieser Welt geht.
Heiterkeit am Abgrund
«Der Clown kennt kein Tabu – weder Tod noch Kirche noch Sexualität. Alles einerlei: Was da ist, ist da», sagt der Clown, und erzählt eine Geschichte: «Eine Dame sagte zu mir: ‹Ich will sterben.› Das ist kein Problem für mich, ich kann das verstehen. Dann sagte sie aber noch: ‹Ich weiss aber gar nicht, wie das geht.› Darauf antwortete ich: ‹Dann probieren wir's halt mal und ich sage Ihnen, wie's aussieht.›
Wir haben aus einem hochtabuisierten Thema ein Spiel gemacht und sind danach beide entspannt und erleichtert auseinander gegangen.
Sie legte sich irgendwie hin. Ich sagte: ‹Moment, ich gehe mal raus und komme wieder rein und tue dann überrascht und schaue, wie das auf mich wirkt.› Ich fand dann, dass das so unfriedlich aussah, dass ich das so nicht machen würde. Also hat sie sich verschieden hingelegt, bis ich es sehr stimmig fand und ihr gesagt habe: ‹So finde ich das wunderbar, so würde ich's lassen.› Sie strahlte und freute sich. Wir haben ein Spiel gemacht aus einem hochtabuisierten Thema und sind danach beide entspannt und erleichtert auseinander gegangen.»
Ein leises Lachen. Eine innere Lösung aus der Verkrampfung. Eine geheimnisvolle Entspannung. Eine kluge Distanzierung. Eine unsichtbare Veränderung der Einstellung. So wie Karl Valentin, der deutsche Komiker, es in seinem Spruch fasste: «Ich freue mich wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.»