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Vogelgrippevirus, Kühe und Rohmilchkäse
Aus Wissenschaftsmagazin vom 29.06.2024. Bild: IMAGO/Marc Stinger
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Kühe, Krankheit, Käse Gefährliche Vogelgrippe – überall wird mit Hochdruck geforscht

Seit Kurzem ist klar: Auch Kühe können sich mit dem Vogelgrippevirus anstecken. Was sind die Ansteckungswege? Und ist die Milch von kranken Kühen, beziehungsweise der Käse daraus gefährlich? Forschende auf der ganzen Welt, auch in der Schweiz, suchen nach Antworten.

«Sechs infizierte Rinder: Alle ins Euter infiziert, und zwar in alle vier Euterviertel.» Das sagt Martin Beer, ein bekannter Experte zur Vogelgrippe. Er hat in einem hochgesicherten Stall in Deutschland sechs Kühe mit Vogelgrippe angesteckt.

So will Beer herausfinden, wie die Krankheit bei den Kühen verläuft und wie lange sie den Virus ausscheiden. Beer erklärt: «Wir sammeln im Moment auch Milchproben, die dann an das Institut für Virologie und Immunologie in Bern gehen.»

Gesundheitsrisiko von Rohmilchkäse noch ungeklärt

Mit dieser Milch wollen Schweizer Forschende demnächst der Frage nachgehen, ob Rohmilchkäse aus Milch von kranken Kühen noch Viren enthält oder nicht. Und ob sich Menschen durch den Verzehr von Rohmilchkäse wie Appenzeller oder Gruyère mit dem Virus anstecken könnten.

Camembert aus der Normandie und französischer Brie liegen im Schaufenster eines Käse-Delikatessenladens.
Legende: Immer aus Rohmilch: Nur ein in der Normandie aus Rohmilch hergestellter Camembert darf «Camembert de Normandie» genannt werden. IMAGO/Winfried Rothermel

Klar ist bisher, dass pasteurisierte Milch und der daraus gemachte Käse ungefährlich sind. Soweit die Forschung hierzulande.

Wissen aus den USA zum Vogelgrippevirus

Der Blick in die USA zeigt, dass auch dort noch viele Fragen offen sind, obwohl der Ausbruch auf Milchfarmen in den USA schon Monate dauert. Wie kommt das Virus von Farm zu Farm? Und wie in der Herde von Tier zu Tier?

Dazu Martin Beer: «Da sind wir tatsächlich auf die Daten aus den USA angewiesen, die leider immer noch nicht sehr vollständig sind. Man könnte über umfangreichere Untersuchungen in den amerikanischen Betrieben noch mehr Erkenntnisse bekommen.»

Klar ist: Nur wer genug weiss, kann den Ausbruch eindämmen. Immer mehr Forschende in den USA zeigen sich besorgt über die lückenhafte Reaktion der Behörden.

Michigan – das Vorbild unter den USA-Staaten

Ein Bundesstaat, der es anders und besser macht, ist Michigan. Menschen, denen Farmen gehören und die dort arbeiten, füllen detaillierte Fragebögen aus. Zentral dabei: Milchtankwägen, Futtertransporte – und Arbeiterinnen und Arbeiter, die von Farm zu Farm ziehen. So ergibt sich allmählich ein Bild, wie sich das Vogelgrippevirus über verschiedene Farmen ausgebreitet haben könnte. Es deutet einiges darauf hin, dass Menschen das Virus weitertragen können, ohne selbst infiziert zu sein.

Labor in Seattle forscht vorne mit

Jesse Bloom und seine Kolleginnen und Kollegen waren bei Corona unter den Ersten, die Grundsätzliches über das Virus herausfinden konnten. Und so ist es auch jetzt. In seinem Team ist Bernadeta Dadonaite diejenige, die zur Vogelgrippe arbeitet. Sie untersucht die Bausteine des Virus, die an seiner Oberfläche sitzen. Verändern sich diese Bausteine, verändern sich die Eigenschaften des Virus.

Ihr Ziel: Bei Mutationen könnte ihre Forschung dabei helfen, einzuschätzen, welche davon gefährlich sind und welche nicht.

Schweizer Impfstoffreservation

Auf der ganzen Welt forschen Menschen mit Hochdruck an diesem Virus. Ob es auch für Menschen zu einer grösseren Gefahr wird oder nicht, ist völlig offen.

Für den Notfall hat die Schweiz einen sogenannten Reservationsvertrag mit einem Impfstoffhersteller. Käme es zu einer Pandemie, wäre die Impfstoffversorgung offenbar gesichert, so die zuständigen Behörden.

Wissenschaftsmagazin, 29.06.2024, 12:40 Uhr ; 

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