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Kurs für Ärzte mit mehr Gefühl

Das Medizinstudium ist eine der aufwändigsten Ausbildungen. Dabei kommt bei allem Wissen das Zwischenmenschliche oft zu kurz. Kurse sollen das ändern.

Medizinstudenten sammeln während ihrer Studienzeit ein riesiges Wissen an. Treffen sie dann im Berufsalltag erstmals auf echte Patienten, hilft oft das ganze Wissen nichts. Denn dann kommt es vielfach auf die Zwischentöne an, die bewirken, dass ein Patient Vertrauen fasst, sich gut aufgehoben und informiert fühlt. Doch genau das kommt im Medizinstudium vielfach zu kurz. Die medizinische und freiwillige «Summer School» am Kantonsspital Aarau will dies ändern.

Rund 7000 jungen Menschen studieren derzeit Medizin in der Schweiz. Diese neuen Ärzte-Generationen, so scheint es, setzen auf mehr Menschlichkeit und sehen sich weniger als Gott in Weiss. Das müssen sie auch, denn die Gesellschaft hat sich in den letzten 30 Jahren grundlegend gewandelt, sagt Robert Rhiner, Spitaldirektor des Kantonsspitals Aarau. Patienten haben heute mehr Erwartungen und hinterfragen den Arzt auch, denn sie sind, auch durch das Internet, besser informiert. Robert Rhiner betrachtet das als eine positive Tendenz: Nur wenn sich Arzt und Patient auf Augenhöhe begegnen, kann eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Arzt und mündigem Patient entstehen.

Die Null-Fehler-Kultur hat ausgedient

«Früher herrschte viel mehr Prestigedenken und eine Null-Fehler-Kultur», sagt Robert Rhiner. «Wir beobachten aber, dass unsere jungen Kolleginnen und Kollegen mit sehr viel Wissen in die Spitäler kommen, aber den Kontakt mit dem Menschen nicht gelernt haben. Sie müssen dann in die Materie erst einmal eingeführt werden.» Dazu sollten ihnen erfahrene Ärzte zur Seite stehen. Im Idealfall begleiten junge Ärzte ihre routinierteren Kollegen dann erst einmal, beobachten und hören einfach zu, bis sie irgendwann selbst übernehmen. Dann sollte ein erfahrener Arzt das Patientengespräch jeweils mit dem medizinischen Nachwuchs nachbesprechen.

Denn auch das müssen junge Ärzte erst lernen: Das Leben ist endlich, und manchmal kann auch der beste Arzt nicht mehr weiterhelfen. Eine negative Nachricht zu überbringen, ist immer eine heikle Aufgabe. «Es ist eine Frage des «Wie»: Man muss lernen, den Patienten in seiner Gesamtheit zu erfassen, erkennen, wieviel er im Moment überhaupt aufnehmen kann und sich dann darauf einzustellen. Das steht in keinem Lehrbuch. Man kann es nur lernen, wenn man einem Menschen gegenüber sitzt und von einem erfahrenen Kollegen begleitet wird.»

Kulturelle Unterschiede akzeptieren lernen

Auch der Umgang mit eigenen Fehlern ist ein Thema, das zunehmend offen gehandhabt wird – etwas, das vor 30 Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Wichtig ist dabei, die Balance zu finden, dass junge Ärzte nicht von ihren Fehlern blockiert werden, sie sie andererseits aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. «Heute hat man gelernt, dass man aus Fehlern auch etwas lernen kann, damit man den Fehler das nächste Mal nicht mehr macht», sagt Robert Rhiner. «Die meisten Fehler, die passieren, sind nicht spürbar. Aber auch mit denen sollte man sich auseinandersetzen.» Zusätzlich gibt es in Spitälern zunehmend anonyme Fehlermeldesysteme.

Auch den Umgang mit kulturellen Verschiedenheiten müssen junge Ärzte lernen. Gegen Verständigungsprobleme gibt es Dolmetscherdienste. Ist die Weltsicht dagegen grundverschieden, wird es schwierig. Ein Arzt muss nämlich auch dann Verständnis aufbringen, wenn Patienten ihr Leiden gar nicht als behandelbar, sondern beispielsweise als Strafe Gottes betrachten und Schulmedizin ablehnen. Dann muss man manchmal das akzeptieren, was der Patient wünscht – auch, wenn das dem Arzt die Hände bindet.

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