Manchmal scheint es wie verhext. Kaum sind die lang ersehnten Ferien da, beginnt es im Hals zu kratzen. Schon in den Osterferien durchkreuzte die Grippe die Reisepläne. Genauso wie an diesem langen Wochenende im Sommer. Ein Muster? Möglicherweise.
Fest steht, dass es vielen so geht. Der Begriff «Leisure Sickness» (Freizeitkrankheit) bezeichnet das Phänomen, ausgerechnet in der Freizeit krank zu werden. In einer Umfrage aus Deutschland gab etwas mehr als die Hälfte an, bereits von der Freizeitkrankheit betroffen gewesen zu sein.
Wie sich die Freizeitkrankheit genau äussert, ist von wissenschaftlicher Seite nicht abschliessend geklärt. Diverse Studien listen unterschiedliche Symptome auf. Eine konkrete Definition wurde 2023 im Zuge einer österreichischen Studie vorgestellt. Zusammengefasst besagt sie, dass mindestens zwei Symptome (Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskel-, Glieder-, Bauch- oder Ohrenschmerzen, grippeähnliche Symptome, Übelkeit, Schwindel, Durchfall) innerhalb der ersten drei Ferientage auftreten, maximal drei Tage anhalten, eine moderate Intensität haben und die Ferienzeit negativ beeinträchtigen müssen.
Stress als mögliche Ursache
Erstmals beschrieben wurde die Freizeitkrankheit im Jahr 2002 im Rahmen einer niederländischen Pilotstudie.
Darin nennen die Forschenden mögliche Ursachen von «Leisure Sickness», die im Grundsatz bis heute Bestand haben. Die Freizeitkrankheit könnte durch Substanzen hervorgerufen werden, mit denen man in der Freizeit in Berührung kommt. Etwa Farben oder Pestizide in der Gartenarbeit.
Eine weitere Ursache könnte im Übergang von der Stressphase zur Entspannungsphase liegen: Es gibt Hinweise darauf, dass akuter Stress einen Teil des Immunsystems vorübergehend stärkt. Fällt der Stress weg, wird man krank.
Möglicherweise ist auch die Entspannungsphase verantwortlich: Ist der Arbeitsstress vorüber und stellt sich Entspannung ein, wird der Parasympathikus aktiv. (Das ist der Teil des Nervensystems, der für die Regeneration zuständig ist.) Dieser kann nach Stressphasen Überaktivität zeigen, was zu Müdigkeits- und Krankheitssymptomen führen kann.
Unklare Datenlage
All diese Erklärungen leuchten zwar ein, sind jedoch wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. «Es scheint kein grosses Interesse zu bestehen, das Phänomen grossflächig zu untersuchen», sagt Willi Balandies vom SRF Puls Check nach einem Blick auf die Datenlage.
Ob und wie häufig «Leisure Sickness» in der Praxis tatsächlich auftritt, kann der Arzt aufgrund reiner Beobachtung nicht sagen: «In persönlichen Gesprächen hört man zwar oft, dass Menschen dann krank werden, wenn die Ferien beginnen», um jedoch konkrete Aussagen zum Phänomen machen zu können, fehlten aussagekräftige wissenschaftliche Daten.
Was gegen Freizeitkrankheit hilft
Die Tipps, die bei Freizeitkrankheit helfen können, ähneln den bekannten Gesundheitsratschlägen: Work-Life-Balance, Bewegung, Schlaf, weniger Kaffee und Alkohol.
Besonders zu Herzen nehmen sollten sich diese Tipps diejenigen, die einen Hang zu Perfektionismus sowie eine hohe Arbeitsbelastung haben – und jene, die bei der Arbeit sehr engagiert sind und ein hohes Verantwortungsgefühl zeigen. Sie scheinen eine Hochrisikogruppe für «Leisure Sickness» zu bilden.
Für die aktuellen Weihnachtsferien kommen diese Ratschläge wahrscheinlich zu spät. Aber die nächsten Ferien kommen bestimmt.