Untersucht wurde, ob alte Menschen gesünder leben, wenn sie entsprechend massgeschneidert beraten werden. Konkret hiess das: Die Studienteilnehmer – Männer und Frauen im Alter von etwa 75 Jahren – mussten zuerst beim Hausarzt einen Fragebogen über ihre Gewohnheiten und ihren Gesundheitszustand ausfüllen.
Diese Angaben dienten dann als Grundlage für die anschliessende Beratung. Eine Gesundheitsfachperson besuchte im Rahmen dessen die Teilnehmer und beurteilte, wo sich Lücken auftun und was sich zugunsten der Gesundheit ändern müsste – zum Beispiel mehr Bewegung, weniger Rauchen oder einfach nur eine Grippeimpfung.
Die Studienteilnehmer gewannen die Forscher über Hausärzte, die das Programm ihren älteren Patienten anboten. Kontrollgruppen, per Losentscheid ebenfalls über die Hausärzte akquiriert, liessen zwar ihre Gesundheit ärztlich beobachten, erhielten aber keine spezielle Beratung.
Dauerhafte Beratung hilft mehr
In den folgenden zwei Jahren blieben die Betagten und ihre Beratungspersonen in Kontakt. «Die langfristige Komponente ist einer der Schlüssel zum Erfolg unseres Programms», sagt Studienleiter Andreas Stuck vom Inselspital Bern. «Eintagsfliegenprogramme bringen nichts. Es geht darum, über längere Zeit zu schauen: Was bewährt sich?» Andreas Stuck liefert ein Beispiel gleich hinterher. «Vielleicht hat sich eine Empfehlung zu mehr körperlicher Aktivität nicht bewährt und die ältere Person hat noch mehr Schmerzen als vorher. Dann muss nach neuen Lösungen gesucht werden, und das braucht seine Zeit.»
Befragungen am Ende der zweijährigen Beratungsphase zeigten, dass die Studienteilnehmer mit Beratung gesünder lebten als jene ohne. Nach acht Jahren zeigte die Statistik, dass von den Teilnehmern mit Beratung noch mehr lebten als von denen ohne. Die Forscher drücken diesen lebensverlängernden Effekt so aus: Pro 21 Menschen, die präventiv beraten wurden, liess sich im Zeitraum von acht Jahren ein Todesfall vermeiden.
Bereit für die reguläre Einführung solcher Programme wäre die Schweiz also allemal, sagt Andreas Stuck. Doch wie so oft scheitert eine Idee am Geld, denn wer die Kosten für die Beratungen übernehmen soll, ist unklar.