«NovoTTF-100A» ist ein tragbares Gerät, mit dem Hirntumore nicht-invasiv behandelt werden. Es besteht aus einer elektronischen Einheit, die elektrische, sogenannte Tumor Treating Fields, kurz TTF, produziert. Diese werden mittels vier Elektroden, die der Patienten auf der kahlgeschorenen Kopfhaut trägt, auf den Tumor übertragen.
Störung der Zellteilung
Die elektrischen Felder mit einer Frequenz von 100 bis 300 Kilohertz stören die Teilung der Krebszellen, ohne dabei gesunde Zellen anzugreifen. Die Krebszellen können sich nicht teilen und sterben ab.
Oder die Zellen teilen sich zwar, doch teilt sich der Zellkern nicht richtig auf und somit wird die Verteilung des Erbgutes nicht richtig weitergegeben. Auch diese Zellen sterben ab. Der Tumor kann sich nicht weiter ausbreiten.
Hoffnungsvolle Studienergebnisse
Getestet wird die neue Behandlungsmethode bereits seit über zehn Jahren. Doch jetzt liegen erstmals Resultate einer internationalen klinischen Studie mit rund 700 Betroffenen vor. In einem Verhältnis 2:1 wurden die Patienten neben der Chemotherapie mit Temzolomid auch mit sogenannten Tumor Treating Fields behandelt – oder ausschliesslich mit Temzolomid-Chemotherapie.
Die Resultate lassen aufhorchen und machen Hoffnung: Zwei Jahre nach der Glioblastom-Diagnose leben noch 43 Prozent der Betroffenen, die beide Therapien erhalten haben, doch nur 29 Prozent der Menschen, denen ausschliesslich eine Chemotherapie zuteil wurde. Das Sterberisiko hat sich für Patienten, die sowohl mit Chemo und TTF behandelt wurden, um 25 Prozent verringert.
Kaum Nebenwirkungen
Der Patient muss die Sonden ständig und über lange Zeit (oft mehrere Jahre) tragen. Das heisst, der Kopf muss immer kahlgeschoren sein. Alle vier Tage müssen die vier Elektroden (Sonden) auf dem Kopf ausgewechselt werden. Das Gerät samt Akku wiegt rund drei Kilo. Doch das sind bereits die einzigen Unannehmlichkeiten. Ansonsten macht die TTF-Therapie praktisch keine Nebenwirkungen.
Noch ein weiter Weg
Krebsforscher und Studienleiter Roger Stupp vom Universitätsspital Zürich, der an der klinischen Entwicklung der Therapieform beteiligt war, spricht zwar von einem «Meilenstein in der Krebstherapie, ähnlich wie damals bei der ersten Chemotherapie», relativiert aber sogleich: Auch bei der Chemotherapie habe man Jahrzehnte gebraucht, um sie so zu optimieren und gezielt einzusetzen, wie das heute der Fall sei.
Das gleiche gelte für die TTF-Therapie: «Wir versuchen jetzt, das Ganze noch besser zu verstehen und anzupassen, wie sie optimal eingesetzt werden kann.»