Schockierende Erlebnisse hinterlassen Spuren. Ein Terroranschlag, sexuelle Gewalt, Krieg oder Kriegseinsätze beispielsweise sind hochgradig bedrohlich und können Menschen schwer traumatisieren.
Gegen den Schrecken, der nicht vergeht, können Psychotherapie und bestimmte Antidepressiva helfen. Doch etwa die Hälfte der Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) leidet trotz Behandlung weiter.
In diesen Fällen kann ausgerechnet eine Partydroge viel bewirken. Ecstasy oder chemisch korrekt MDMA hebt die Stimmung, mildert Ängste und fördert das Vertrauen.
Party-Erfahrungen reichen nicht für die Medikamentenzulassung
Seit Jahrzehnten ist MDMA wegen dieser Effekte eine beliebte Freizeitdroge, deren Wirkung und Nebenwirkungen bestens bekannt sind. Trotzdem hat die FDA ein Gesuch der Pharmafirma Lykos Therapeutics für ein MDMA-Medikament abgelehnt. Mit der Begründung, die eingereichte Studie sei mangelhaft und belege die Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie nicht zuverlässig.
Fachleute in den USA sprechen von einem herben Rückschlag für das gesamte Gebiet der therapeutischen Psychedelika-Forschung. Matthias Liechti, Psychedelika-Forscher an der Universität Basel, hält dagegen: «Dieser Entscheid ist paradoxerweise nicht schlecht für die Wissenschaft. Jetzt ist klar, es braucht mehr Studien und damit mehr Forschung.» Die meisten Expertinnen und Experten seien überzeugt, dass das Medikament sicher und wirksam ist.
MDMA in der Schweiz: Nicht erlaubt, aber häufig abgegeben
In der Schweiz ist MDMA als Medikament nicht zugelassen. Doch das Bundesamt für Gesundheit BAG kann Ausnahmebewilligungen für die medizinische Anwendung verbotener Betäubungsmittel wie MDMA, LSD oder Psylocibin erteilen. Jährlich würden laut BAG mehrere Hundert traumatisierte Menschen mit MDMA behandelt, sagt Matthias Liechti.
In den USA gibt es keine vergleichbare Sonderregelung. Kritiker sprechen davon, dass psychoaktive Substanzen richtiggehend dämonisiert würden.
Die grosse Angst vor einer neuen Drogen-Epidemie in den USA
Tatsächlich ist die Angst vor einer neuen Drogen-Epidemie gross. Die Opioid-Krise fordert in den USA jedes Jahr 100'000 Todesopfer. Matthias Liechti vermutet, dass Psychedelika daher besonders streng beurteilt würden: «Man macht die Gleichung ‹Drogen = Gefahr›.» Liechti nimmt auch eine Polarisierung wahr: «Die Firma, die das MDMA-Gesuch eingereicht hat, hat stark lobbyiert. Die Stimmung ist aufgeladen. Es gibt Befürworter und Gegner. Das ist unüblich bei einer Medikamentenzulassung».
Die Firma, die das MDMA-Gesuch eingereicht hat, hat stark lobbyiert. Die Stimmung ist aufgeladen.
Es wird Jahre dauern, bis die von der FDA geforderten Studien vorliegenden. Auch in der EU wird die Pille gegen das Trauma nicht so bald erhältlich sein. In der Schweiz geht die MDMA-Therapie weiter den Sonderweg der Ausnahmebewilligung. Einen Weg, den sich nicht alle leisten können. Ein Behandlungszyklus kostet – inklusive Wirkstoff und mehrstündiger Überwachung bis zu 3'500 Franken.