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Personalisierte Medizin - Die Zukunft liegt in den Genen
Aus Puls vom 04.11.2013.
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Personalisierte Medizin «Bei Gentests gibt man die Daten aus der Hand»

Massgeschneiderte Therapien scheinen die Therapien der Zukunft zu sein – mit Chancen und Risiken.

Personalisierte Medizin erscheint als die Medizin der Zukunft: massgeschneiderte Therapien anhand des individuellen genetischen Materials eines Patienten. Findige Anbieter haben die Marktlücke entdeckt und bieten Kunden vielerlei an – von Gen-Tests im Internet bis zu DNA-Diätangeboten in der Apotheke.

Peter Miny, medizinischer Genetiker am Universitätsspital Basel, erklärt, warum dabei Vorsicht geboten ist.

Peter Miny

Genetiker

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Prof. Peter Miny ist medizinischer Leiter Medizinische Genetik am Universitätsspital Basel.

SRF: Herr Miny, haben Sie Ihre DNA sequenzieren lassen?

Peter Miny: (Lacht) Nein.

Weshalb nicht?

Ich gehöre zu den Leuten, die eine gewisse Reserviertheit haben gegenüber der Sequenzierung ohne einen konkreten Grund. Wenn ich das machen würde, dann nur in einem bestimmten medizinischen Rahmen und bestimmt nicht anonym übers Internet.

Warum?

Im Internet sind viele unseriöse Anbieter aktiv und man weiss nicht, wie die Qualität ist und was mit den Daten passiert. Selbst bei den seriösen ist es so, dass man die Kontrolle seiner Daten aus der Hand gibt.

Aber medizinisch würden solche Tests grundsätzlich Sinn machen?

Es gibt Situationen, wo man sich das überlegen kann. Beispielsweise, wenn die Weitergabe von Erbkrankheiten wahrscheinlich ist. Da kann es sinnvoll sein, nachzusehen, bevor man eigene Kinder hat.

Wenn ich nun dennoch einen Test im Internet gemacht habe: Wie kann ich dann meine Daten richtig lesen?

Das hängt sehr von der Interpretation ab, die ein Anbieter mitliefert. Eine typische Information wäre zum Beispiel, dass Ihr Risiko für Diabetes Typ 2 ungefähr dreimal über dem der allgemeinen Bevölkerung liegt – was aber nicht heisst, dass Sie tatsächlich auch erkranken. Man muss also den Vorhersagewert abschätzen können. Es gibt Erkrankungen, wo der genetische Test einen hohen Vorhersagewert hat, wie bei seltenen Formen von Brustkrebs. Da kann man durchaus herauslesen, dass eine Mutation im Gen ein 70- oder 80-prozentiges Risiko für Brustkrebs bedeutet. Allerdings sind Tests im Internet nicht immer zuverlässig. Dieselbe Probe – an unterschiedliche Anbieter geschickt – hat unterschiedliche Ergebnisse erbracht.

Und wenn ich mich weniger für Krankheiten interessiere, sondern eher für den Schlüssel in der DNA zur Gewichtskontrolle?

Es gibt einige wenige Marker (Anmerkung d. Red.: bekannte Stellen auf der DNA), die diesbezüglich sinnvoll sein können. Das ganze Geschäft, das sich um diese Diäten gerade entwickelt, ist in grossen Teilen aber mit Skepsis zu betrachten. Ich wäre überhaupt sehr vorsichtig, wenn genetische Tests angeboten werden und gleichzeitig die Diät dazu! Da stehen meist wirtschaftliche Interessen im Vordergrund.

Es scheint aber doch einen Markt und damit ein breites Interesse an Lifestyle-DNA-Tests zu geben - gerade wenn es um Ernährung geht.

Ich glaube, dass es für Gesunde reicht, sich an dem zu orientieren, was wir als «vernünftige Ernährung» bezeichnen. Damit haben unsere Vorfahren Tausende von Jahren überlebt. In anderen Zusammenhängen können wir durch Gen-Tests durchaus Hinweise bekommen, wie wir unser Leben ändern sollten. Etwa bei Stoffwechselstörungen im Bereich des Fettstoffwechsels, die Medikamente oder diätetische Massnahmen notwendig machen. Da gibt es eine ganze Reihe von Beispielen. Aber das sind Situationen, in denen tatsächlich eine Erkrankung vorliegt.

Das heisst: Bei Gesunden macht das wenig Sinn?

Genau. Wir müssen uns über eins klar sein: Wir kennen seit gut zehn Jahren zwar den genetischen Code. Von den funktionellen Zusammenhängen haben wir aber relativ wenig Ahnung. Es kann also durchaus kontraproduktiv sein, wenn man anhand einiger weniger Marker radikale Diäten einleitet.

Ein Blick in die Zukunft: Werden wir bald alle mit einem Datenträger zum Arzt gehen?

Die Bedeutung der genetischen Untersuchungen wird in Zukunft zunehmen. Doch die Entwicklung ist vermutlich langsamer, als sich das viele heute vorstellen.

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