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Schlafwandeln – Ausflüge im Schlaf sind nicht immer harmlos
Aus Puls vom 28.11.2016.
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Schlafwandeln – Das Wandern ist des Schläfers Frust

Schlafwandeln ist ein bekanntes, wenn auch unter Erwachsenen nicht sehr weit verbreitetes Phänomen. Wer doch nachts ohne es zu wollen auf Wanderschaft geht, sollte sich untersuchen lassen.

Die Zeit, die eigentlich unserer Erholung dienen sollte, ist nicht gefeit vor Problemen. Mediziner unterscheiden 110 verschiedene Schlaf-Wach-Störungen – eine davon ist das Schlafwandeln, der Somnambulismus.

Nur zwei bis drei Prozent der Erwachsenen verlässt nachts unbewusst das Bett. Im Vergleich zu Kindern, von denen fast jedes dritte schon einmal schlafend durchs Zimmer gewandert ist, ist das eine verschwindend kleine Anzahl. Die meisten der Erwachsenen haben bereits als Kind immer wieder schlafend das Bett verlassen. So selten das Phänomen also ist: Die meisten haben dennoch ein genaues Bild vom Schlafwandeln im Kopf – und jede Menge Fehlinformation. Denn einerseits gibt es die schlafwandlerische Sicherheit nicht; Schlafwandler können sich sehr wohl schwer verletzen.

Hinweis auf Krankheiten

Zum anderen ist es keine harmlose Anwandlung, sondern kann bei Erwachsenen stichhaltige Hinweise auf Krankheiten liefern, neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson beispielsweise, aber auch Demenz, Epilepsie oder gar Hirntumoren. Es können aber auch Herzmedikamente oder Psychopharmaka, Atemstörungen oder Restless Legs hinter dem Somnambulismus stecken.

Dabei muss man unterscheiden: Üblicherweise schlafwandeln Menschen in der Tiefschlafphase. Ein kleiner Teil aber steht in der REM-Schlafphase auf (REM steht für Rapid Eye Movement). Bei bis zu 80 Prozent dieser Betroffenen liegt tatsächlich eine Krankheit zugrunde – insbesondere betrifft dies diejenigen, die erst spät im Erwachsenenalter mit dem Schlafwandeln begonnen haben.

Ausgelebte Träume

Schlafwandeln bei Kindern

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Bei Kindern verwächst sich das Schlafwandeln meist in der Jugend. Ursache ist wahrscheinlich ein noch unreifes zentrales Nervensystem, zusätzlich getriggert durch eine volle Blase oder laute Geräusche. Auch das Erbgut spielt eine Rolle: Kinder von Schlafwandlern haben ein bis zu siebenfach höheres Risiko, nachts ebenfalls auf Wanderschaft zu gehen.

Die REM-Schlafphase ist die Schlafphase der Träume. Hierbei arbeitet das Gehirn zwar auf Hochtouren, die Muskelaktivität ist dabei aber gehemmt. Im Normalfall bleibt der Körper deswegen trotz wilder Verfolgungsjagden im Traum ganz ruhig. Bei einer REM-Schlaf-Verhaltensstörungen dagegen ist die Muskelblockade ausgeschaltet – vermutlich durch eine Funktionsstörung im Hirnstamm.

Eine solche Störung ist gar nicht selten, wenn sie sich auch nicht bei jedem im Schlafwandeln äussert. Bei den über 60-Jährigen leidet bis zu einer von 100 darunter. Viele davon sind einfach nur unruhig. Andere treten und schlagen schlafend um sich – oder stehen auf. Nachdem die REM-Schlafstörungen zum ersten Mal aufgetreten sind, braucht es bei Betroffenen meist noch fünf bis zehn Jahre, bis beispielsweise Parkinson sich mit einem Zittern der Hand unverkennbar zeigt. Als Warnsignal sollte man den Somnambulismus deswegen unbedingt ernstnehmen – und als Chance betrachten: Er kann als Frühsymptom den Anstoss für eine frühzeitige Therapie geben.

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