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Sonnenschutz à la Steinzeit Hat der Homo sapiens auch dank klugem Sonnenschutz überlebt?

Vor etwa 41’000 Jahren veränderte sich die Welt. Forschende legen eine Hypothese vor, wie sich der Homo sapiens möglicherweise gegenüber dem Neandertaler einen Vorteil verschaffte.

Elektrische Stürme, Polarlichter auf der ganzen Welt und wandernde Winde: Was vor ungefähr 41'000 Jahren geschah, veränderte das Leben aller. Damals brach das Erdmagnetfeld stark zusammen. Dadurch erreichten mehr energiereiche Teilchen aus dem All – sogenannte kosmische Strahlung – die Erde. Diese Teilchen lösten chemische Reaktionen aus, die die Ozonschicht beschädigten. In der Folge gelangte deutlich mehr UV-Licht auf die Erdoberfläche.

Das Laschamps-Ereignis – eine Umweltkrise 

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Vor etwa 42'000 bis 41'000 Jahren kam es zu einer der stärksten bekannten Schwankungen des Erdmagnetfelds. Beim sogenannten «Laschamps» – oder «Adams-Ereignis» sank dessen Stärke zeitweise auf nur fünf bis zehn Prozent des heutigen Werts – je nach Modell variieren die Schätzungen leicht. 

Ein internationales Forschungsteam um Alan Cooper untersuchte die Umweltfolgen anhand uralter Kauri-Bäume aus Neuseeland. In deren Jahresringen fanden sie erhöhte Mengen an radioaktivem Kohlenstoff und Beryllium – ein Hinweis auf massive Strahlenbelastung. 

Gleichzeitig veränderte sich das globale Klima: Monsunwinde verschoben sich, grosse Seen in Australien trockneten aus, auf der Nordhalbkugel kühlte es deutlich ab. Ausgelöst wurde dieser Wandel nicht allein durch den Zusammenbruch des Magnetfelds – er fiel mit einer Phase sehr geringer Sonnenaktivität zusammen. Laut den Forschenden führte diese seltene Konstellation zu erhöhter kosmischer Strahlung, einer geschwächten Ozonschicht und regional bis zu 15 Prozent mehr UV-B-Strahlung – also jenem Sonnenlicht, das Sonnenbrand verursachen und die Haut schädigen kann.  

Mithilfe von Klimamodellen konnten die Forschenden viele dieser Umbrüche nachvollziehen – und sprechen von einer «globalen Umweltkrise». Sie vermuten, dass diese Krise auch mit dem Aussterben der Megafauna in Australien, dem Rückzug der Menschen in Höhlen und der Entstehung früher Höhlenkunst zusammenhängen könnte.

Eine US-Studie zeigt nun, wie der Homo sapiens möglicherweise darauf reagierte. In Regionen mit hoher Strahlenbelastung zogen sich die Menschen von damals häufiger in Höhlen zurück, trugen Kleidung und bedeckten ihre Haut mit Ocker – wohl als Sonnenschutz. Für Neandertaler gibt es bisher kaum Hinweise auf solche Strategien.

Eine methodische Spurensuche 

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Das Forschungsteam um Agnit Mukhopadhyay nutzte ein Simulationsmodell, um zu berechnen, wo vor 41’000 Jahren besonders viel Strahlung auf die Erde traf. Dafür kombinierten sie drei Modelle: eines zum damaligen Magnetfeld, eines zur Teilchenumgebung und eines zu den Polarlichtern. 

Die Forschenden kartierten damit jene Regionen, in denen hochenergetische Sonnenpartikel direkt zur Erdoberfläche vordringen konnten – also dort, wo der Schutz durch das Magnetfeld nahezu vollständig versagte. 

Diese Karten legten sie über archäologische Fundorte – und fanden auffällige Überschneidungen mit Spuren von Homo sapiens, etwa Ockerresten, Nähwerkzeug wie Nadeln und genutzten Höhlen. Das beweist keinen Zusammenhang, zeigt aber eine auffällige Korrelation.

Die Studie wirft damit einen neuen Blick auf eine alte Frage: Warum überlebten wir – und die Neandertaler nicht? Die Forschenden vermuten, dass diese Schutzmechanismen das Überleben erleichtert haben könnten.

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