Joggen? Zu eintönig. Schwimmen? Zu nass. Boxen? Zu aggressiv. So sehr Sie es sich auch anders wünschen würden: Sobald Sie vor Ihrem inneren Auge diverse Sportarten durchgehen, breitet sich ein brummeliges Gefühl in der Magengegend aus? So sehr Sie es sich vornehmen: Sie schaffen es einfach nicht, sich zum «Spörteln» aufzuraffen?
Das könnte mit Ihrer Vergangenheit zu tun haben: «Negative Erfahrungen, die Sie als Kind im Schulsport gemacht haben, können Sie noch lange beim Sporttreiben beeinflussen», so Julia Schmid. Die Sportwissenschaftlerin forscht an der Universität Bern zu Motivation und Wohlbefinden im Sport. Für sie ist klar: Ein Umdenken ist gefragt, wenn mehr Menschen zum Sport bewegt werden sollen.
Auch beim Sport: Der emotionale Rucksack
In den vergangenen 30 Jahren ging die Sportpsychologie laut Schmid von einem rationalen Menschenbild aus. Kognitive Faktoren wie das Abwägen von Vor- und Nachteilen wurden als grösster Einfluss auf unsere Motivation betrachtet.
Das sei jedoch nicht alles. «Neben körperlichen Voraussetzungen bringt jeder Mensch auch einen emotionalen Rucksack mit», so die Expertin.
Dieser sei weitaus bedeutender als bisher angenommen. Werden aufgrund vergangener Erfahrungen negative Emotionen ausgelöst, können sie ausschlaggebend für das Weiterführen der sportlichen Aktivität sein. Wenn man wieder ins Training einsteigen will, gilt es also, sein Befinden während der Aktivität im Blick zu haben.
Wonach sehnst Du Dich?
Nicht nur die individuellen Erfahrungen beeinflussen unsere Motivation, Sport zu treiben, sondern auch unterschiedliche Beweggründe.
Mit diesen Beweggründen hat sich Julia Schmid von der Universität Bern eingehend auseinandergesetzt. Zusammen mit ihrem Team entwickelte sie einen Online-Test, mit dem verschiedene Sporttypen identifiziert werden können.
Sportsuchende beschäftigen sich mit verschiedenen Fragen zu ihren Motiven und Zielen in Bezug auf den Sport. Treibt eine Person wegen der Gesundheit Sport? Der Figur wegen, als Ablenkung vom Alltag, wegen der sozialen Interaktion oder doch aus Lust am Wettkampf? Zu diesen Beweggründen passen unterschiedliche Sportarten.
Das Zauberwort heisst «währenddessen»
Passen die persönlichen Beweggründe schliesslich zur sportlichen Aktivität, werden eher positive Emotionen ausgelöst. Besonders der Zeitpunkt sollte bei der Beobachtung dieser Emotionen beachtet werden, so Julia Schmid: «Fast jeder fühlt sich nach dem Beenden einer sportlichen Aktivität gut. Beim Fühlen während der Aktivität gibt es hingegen grosse Unterschiede».
Das gute Gefühl nach dem Sport käme oftmals nur davon, dass wir froh sind, etwas geschafft zu haben. Nicht nur das Gefühl nach dem Sport, sondern auch jenes während dem Sport beeinflussen unsere Motivation. Diese Emotionen sind es, die unsere Lust auf den Sport immer wieder erneut entfachen. Es lohnt sich also, auch schon während der Aktivität immer wieder in sich hineinzuhorchen.
Stimmt die sportliche Aktivität schliesslich mit den Erfahrungen und Beweggründen einer Person überein, wird das Wohlbefinden während als auch nach der Aktivität gesteigert und siehe da – wir bleiben dabei!