Liselotte Vögeli war eine leidenschaftliche Sängerin im Kirchenchor. Jetzt geht das nicht mehr, die Stimme versagt ihr den Dienst. Auch im Alltag stösst sie an ihre Grenzen: Ihr Mann ist schwerhörig, doch laut reden und rufen sind für Liselotte Vögeli nicht mehr möglich. Ihre Stimme sei scheppernd und brüchig, sagt sie. Eine typische Erscheinung im Alter.
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Genau so bei Elisabeth Mätzener. Das Alter und eine Operation liessen sie praktisch verstummen. Heute ist ihre Stimme eine Oktave tiefer als früher.
Auch der Kehlkopf wird alt
Die beiden Beispiele sind typisch. Denn wie unser Körper altert auch unsere Stimme. Einerseits hat dies mit dem biologischen Alter des Stimmapparates zu tun. Das knorpelige Kehlkopfgerüst verknöchert immer mehr, die Muskeln werden dünner und schwächer, die elastischen Fasern werden spröder. Die Schleimhaut verändert sich, die Lunge hat weniger Kraft und Fassungsvermögen und die veränderte Körperhaltung trägt noch das ihrige dazu bei.
Andererseits spielen auch die Hormone eine Rolle. So wird die Stimme der Frau im Alter eher tiefer, die des Mannes eher höher. Und nicht selten verliert die Stimme an Tragkraft, Ausdauer, Volumen. Kommen noch eine Krankheit oder eine Operation hinzu, wird das Ganze oft noch schlimmer.
Therapie kann helfen
Bei anhaltenden Stimmproblemen oder Heiserkeit, die länger dauern als drei Wochen, empfiehlt sich eine Abklärung beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder bei einem Phoniater, dem Facharzt für Stimmstörungen: Ist tatsächlich nur das Alter an den Stimmproblemen schuld? Oder liegt gar eine Erkrankung zu Grunde – beispielsweise ein Tumor oder eine Zyste auf den Stimmbändern? Auch bei der Altersstimme ist die Grenze zwischen physiologischer oder krankhafter Ursache fliessend.
Oft ist auch eine Stimmtherapie angebracht. Sie kann einem älteren Menschen zwar keine junge Stimme mehr schenken, aber helfen, sie zu verbessern. Oft reichen schon wenige Sitzungen bei einem Logopäden. Mit der richtigen Atmung, dem richtigen Muskeleinsatz und einigen wenigen Tipps (siehe links) kann man schon viel erreichen.
In ganz spezifischen Fällen kann auch ein sogenanntes Stimmlippen-Lifting helfen. Hierbei wird Hyaluronsäure oder körpereigenes Fett in die Stimmlippen gespritzt, damit sie wieder richtig schliessen. Ist die Stimme auf Grund einer Erkrankung wie zum Beispiel eines Tumors oder einer Zyste am Anschlag, braucht es allenfalls einen operativen Eingriff.