Gesunde Menschen schlucken 2000 Mal pro Tag. Ein komplexer, störungsanfälliger Vorgang, denn damit etwas so Selbstverständliches wie Schlucken möglich ist, müssen 50 Muskelgruppen und mehrere Hirn- und Rückenmarksnerven miteinander funktionieren.
Werden die Muskeln im Alter schwächer oder löst das zentrale Nervensystem – aufgrund einer Erkrankung – den Schluckreflex nicht richtig aus, ist der Schluckvorgang gestört. Im schlimmsten Fall führt dies zu einer Lungenentzündung oder gar zu Erstickungszuständen. Denn schliesst der Kehlkopf beim Schluckreflex nicht richtig, gelangen Nahrungsreste in die Luftröhre und bis in die Lunge, wo die Fremdkörper Entzündungen auslösen können. Für Senioren eine lebensgefährliche Folge.
Schlimme Folgen
Eine Lungenentzündung ist aber nur eine mögliche Komplikation der Dysphagie. Andere Symptome sind Mangelernährung und Dehydration. Bleibt die Nahrung im Kehlkopf hängen, kann das einen starken Hustenreiz auslösen. Dies führt zu Atemnot und Erstickungsanfällen.
Nebst älteren Menschen sind Schlaganfallpatienten, Patienten mit Multipler Sklerose oder Parkinson, Alzheimerpatienten und schwer depressive Patienten von Schluckstörungen betroffen. Menschen ab 65 Jahren haben schwächere Kau- und Schluckmuskeln, Zahnverlust oder eine verringerte Speichelbildung. Bei Alzheimerpatienten sind die kognitiven Gehirnfunktionen beeinträchtigt. Dies führt zu den verschiedensten Folgen von Schluckstörungen.
Anzeichen einer Schluckstörung
- Man verschluckt sich während oder nach dem Essen.
- Man muss häufig husten, sich räuspern, schluckt mehrmals hintereinander.
- Das Essen bleibt einem im Hals stecken und man schluckt keine Tabletten mehr, aus Angst vor Ersticken.
- Wenn man isst, läuft einem das Essen oder der Speichel aus dem Mund.
- Die Stimme ist länger als zwei bis drei Wochen ungewöhnlich heiser.
- Man fühlt sich müde und verliert an Gewicht.
- Man hat häufiger Bronchitis oder eine Lungenentzündung.
Kommen solche Anzeichen vor, sollte der/die Betroffene sich für eine Schluck-Untersuchung anmelden. Dabei wird mit einer Endoskop-Kamera aus der Nasen-Rachenraum-Perspektive das Schlucken beobachtet und analysiert.
Dem Patienten werden verschiedene, eingefärbte Nahrungs-Konsistenzen verabreicht. Bleiben diese im Kehlkopf hängen oder laufen sie ungehindert in die Luftröhre, liegt eine Schluckstörung vor. Kommt der Phoniater mit dieser fiberendoskopischen Untersuchung zu keiner Diagnose, braucht es die Videofluoroskopie. Dabei wird der Schluckvorgang geröntgt. Tumore oder Ausstülpungen der Speiseröhre, ein sogenanntes Zenker-Divertikel, werden mit dieser Methode erkannt. Liegt eine solche Erkrankung vor, muss operiert werden.
Neu schlucken lernen
Schluckstörungs-Betroffenen kann geholfen werden. In den meisten Fällen, bei 95 Prozent der Erkrankten, reicht eine konservative Therapie. Dabei werden das Schlucken neu gelernt und einzelne Muskelgruppen gezielt gestärkt.
Manchmal hilft es, wenn die Konsistenz der Nahrung verändert wird. Flüssigkeiten können z.B. mit einem Algenpulver eingedickt werden. Wasser in Tomatensaft-Konsistenz erleichtert das Schlucken. Oft genügt es, sich für das Essen und Trinken viel Zeit zu nehmen, die Brille aufzusetzen, sich auf die Nahrung zu konzentrieren, nicht zu sprechen und während des Essens nicht Zeitung zu lesen oder fernzusehen.