Zum Inhalt springen

Therapie per Spiel «Ich erinnere mich wieder» – wie Games Demenz begegnen

In einem noch laufenden Forschungsprojekt wird untersucht, wie Bewegungsspiele bei Demenz wirken können: Sie trainieren nicht nur das Gedächtnis, sondern holen auch verloren geglaubte Erinnerungen zurück. Corinne Weber erlebt das hautnah – auf einem virtuellen Besuch durch ihr früheres Zürich.

Corinne Weber lebt mit Demenz. Im Zentrum Sonnweid trainiert sie ihr Gedächtnis – mit Videospielen. Was auf den ersten Blick wie ein Freizeitspass wirkt, ist Teil eines wissenschaftlichen Experiments.

Exergames: Wenn Bewegung zur Therapie wird

Box aufklappen Box zuklappen

Exergames sind eine Kombination aus Exercise (Bewegung) und Games (Spiele).

Es handelt sich um digitale Spiele, bei denen körperliche Aktivität erforderlich ist – etwa Radfahren, Balancieren oder Greifen. Sie fördern gleichzeitig Bewegung, Koordination und kognitive Fähigkeiten und werden deshalb auch in der Therapie, zum Beispiel bei Demenz, eingesetzt.

Wenn Corinne Weber durch das virtuelle Zürich radelt, blüht sie auf. Die 63-Jährige spielt sogenannte Exergames – Spiele, die Bewegung und Denken kombinieren. «Es macht Spass. Es ist nicht langweilig», sagt sie lachend.

Für sie ist das digitale Training mehr als nur Zeitvertreib. Sie nimmt an einer wissenschaftlichen Studie teil, die untersuchen will, ob gezielte Bewegungen die Symptome der Demenz lindern können.

Wenn man sich zwei Minuten konzentrieren kann, ist das bereits ein grosser Fortschritt.
Autor: Studienbetreuer

Die Idee: Menschen mit Demenz bewegen sich im Alltag oft weniger. Dadurch schrumpfen nicht nur ihre Muskeln, sondern auch ihre kognitiven Fähigkeiten. Die Exergames sollen beidem entgegenwirken – sie fordern den Körper und das Gehirn gleichzeitig. «Wenn man sich zwei Minuten konzentrieren kann, ist das bereits ein grosser Fortschritt», erklärt der Betreuer. Bei Corinne zeigt das Training Wirkung: Ihre Aufmerksamkeitsspanne hat sich verbessert.

Forschung mit Wirkung

Die Studie läuft unter der Leitung des Physiotherapie-Professors Eling de Bruin. Sein Team erforscht, welchen Einfluss gezielte Bewegung auf den Verlauf einer Demenz hat. Finanziert wird das Projekt von der Stiftung Synapsis, die sich seit über 20 Jahren für Demenzforschung engagiert. Drei Jahre lang unterstützt sie das Exergame-Projekt mit rund 300’000 Franken.

Die Stiftung Synapsis

Box aufklappen Box zuklappen

Die Stiftung Synapsis – Alzheimer Forschung Schweiz AFS ist eine gemeinnützige Organisation, die seit 2003 die Forschung zu Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen fördert. Sie unterstützt gezielt Schweizer Forschungsprojekte, die neue Erkenntnisse über Ursachen, Diagnostik und Therapien liefern sollen – mit dem Ziel, Demenz besser zu verstehen und zu behandeln.

«Es gibt viele Vorurteile darüber, was bei Demenz hilft – und was nicht», sagt de Bruin. Dabei würden gerade nicht-medikamentöse Ansätze wie Bewegung oft unterschätzt. Ziel der Studie ist es deshalb, evidenzbasierte Grundlagen zu schaffen – damit Betroffene künftig bessere Therapien erhalten.

Trotz aller Forschung bleibt vieles im Dunkeln. Bis heute ist nicht geklärt, wie genau eine Demenz entsteht. Warum verlieren Menschen wie Corinne Weber nach und nach ihre Erinnerungen? Ein Forschungsteam an der Universität Zürich sucht nach Antworten – auf zellulärer Ebene. In ihrem Labor verwandeln sie Stammzellen in Hirnzellen, um den Einfluss bestimmter Gene auf Alzheimer besser zu verstehen.

Für Corinne Weber ist das alles weit weg. Was zählt, ist der Moment. Wenn sie spielt, lacht, sich erinnert – dann scheint die Krankheit für einen Augenblick stillzustehen.

Die Sendung «mitenand»

Box aufklappen Box zuklappen
Hände greifen ineinander.

Mit kurzen Reportagen nimmt «mitenand» die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine Reise – in eine Welt jenseits der Schlagzeilen.

Im Fokus der Sendungen stehen Menschen, die im Kleinen die grossen Probleme unserer Zeit angehen sowie soziale oder ökologische Projekte gemeinnütziger Organisationen.

Das soziale Engagement in der Schweiz und im Ausland bildet dabei den Rahmen.

SRF 1, 20.04.2025, 19:15 Uhr

Meistgelesene Artikel