Corinne Weber lebt mit Demenz. Im Zentrum Sonnweid trainiert sie ihr Gedächtnis – mit Videospielen. Was auf den ersten Blick wie ein Freizeitspass wirkt, ist Teil eines wissenschaftlichen Experiments.
Wenn Corinne Weber durch das virtuelle Zürich radelt, blüht sie auf. Die 63-Jährige spielt sogenannte Exergames – Spiele, die Bewegung und Denken kombinieren. «Es macht Spass. Es ist nicht langweilig», sagt sie lachend.
Für sie ist das digitale Training mehr als nur Zeitvertreib. Sie nimmt an einer wissenschaftlichen Studie teil, die untersuchen will, ob gezielte Bewegungen die Symptome der Demenz lindern können.
Wenn man sich zwei Minuten konzentrieren kann, ist das bereits ein grosser Fortschritt.
Die Idee: Menschen mit Demenz bewegen sich im Alltag oft weniger. Dadurch schrumpfen nicht nur ihre Muskeln, sondern auch ihre kognitiven Fähigkeiten. Die Exergames sollen beidem entgegenwirken – sie fordern den Körper und das Gehirn gleichzeitig. «Wenn man sich zwei Minuten konzentrieren kann, ist das bereits ein grosser Fortschritt», erklärt der Betreuer. Bei Corinne zeigt das Training Wirkung: Ihre Aufmerksamkeitsspanne hat sich verbessert.
Forschung mit Wirkung
Die Studie läuft unter der Leitung des Physiotherapie-Professors Eling de Bruin. Sein Team erforscht, welchen Einfluss gezielte Bewegung auf den Verlauf einer Demenz hat. Finanziert wird das Projekt von der Stiftung Synapsis, die sich seit über 20 Jahren für Demenzforschung engagiert. Drei Jahre lang unterstützt sie das Exergame-Projekt mit rund 300’000 Franken.
«Es gibt viele Vorurteile darüber, was bei Demenz hilft – und was nicht», sagt de Bruin. Dabei würden gerade nicht-medikamentöse Ansätze wie Bewegung oft unterschätzt. Ziel der Studie ist es deshalb, evidenzbasierte Grundlagen zu schaffen – damit Betroffene künftig bessere Therapien erhalten.
Trotz aller Forschung bleibt vieles im Dunkeln. Bis heute ist nicht geklärt, wie genau eine Demenz entsteht. Warum verlieren Menschen wie Corinne Weber nach und nach ihre Erinnerungen? Ein Forschungsteam an der Universität Zürich sucht nach Antworten – auf zellulärer Ebene. In ihrem Labor verwandeln sie Stammzellen in Hirnzellen, um den Einfluss bestimmter Gene auf Alzheimer besser zu verstehen.
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Bild 1 von 3. Für die Demenzbetroffenen sind solche Spiele eine willkommene Abwechslung zum Alltag. «Es macht mir Spass – es ist nicht langweilig» findet Studienteilnehmerin Corinne Weber. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Die Aktivierungsspiele stärken physische und kognitive Fähigkeiten – in einem spielerischen Rahmen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Ziel der wissenschaftlichen Studie ist es herauszufinden, wie bewusst gesteuerte Bewegungen den Verlauf der Demenzerkrankung positiv beeinflussen können. Bildquelle: SRF.
Für Corinne Weber ist das alles weit weg. Was zählt, ist der Moment. Wenn sie spielt, lacht, sich erinnert – dann scheint die Krankheit für einen Augenblick stillzustehen.