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Hustensirup: Für Kinder unnütz bis schädlich
Aus Puls vom 18.10.2021.
Bild: imago images / Medicimage abspielen. Laufzeit 5 Minuten 46 Sekunden.

Vier Alternativen Darum ist Hustensaft bei Kindern wenig sinnvoll

Eltern greifen oft zu Hustenstillern. Dabei gibt es bessere Möglichkeiten zur Behandlung.

Husten ist einer der häufigsten Gründe, weswegen Eltern mit ihrem Kind eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Auch Kinderärztin Corinne Wyder aus Burgdorf beobachtet oft, dass sich Eltern eine sofortige Lösung wünschen: «Eltern wollen einfach etwas dagegen unternehmen.» Also fragen sie nach Hustensaft für Kinder.

Doch Hustenmedikamente verschreibt Corinne Wyder keine mehr. «Hustenmittel sind eine Pseudolösung und wirken nicht. Der Husten geht nicht schneller weg und die Mittel lindern die Symptome nicht.» Auch verschiedene grosse Studien zeigen: Hustenmittel nützen bei Kindern nichts. Weder chemische noch pflanzliche Hustenmedikamente.

Wieso husten wir überhaupt?

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Wenn Viren in die Atemwege gelangen, besiedeln sie zuerst die Schleimhaut der Luftröhre. Diese entzündet sich und zäher Schleim entsteht. Der Schleim blockiert die Flimmerhärchen, welche normalerweise die Bronchien regelmässig von Fremdkörpern befreien. Das Reinigungssystem der Atemwege ist quasi lahmgelegt. Deshalb bleibt immer mehr Schleim liegen.

Gleichzeitig irritieren die Viren auch die Hustenrezeptoren in der Schleimhaut. Die Reaktion: Husten. So versuchen sich die Bronchien zu befreien.

Hustenmittel: nutzlos bis gefährlich

Corinne Wyder ist Mitautorin der neuen Empfehlungen von Pädiatrie Schweiz, die von Hustenmitteln für Kinder abrät. Dahinter steckt die Initiative «Smarter Medicine», die unnötige Behandlungen verhindern will.

Auch wenn Hustenmittel rezeptfrei sind – harmlos sind sie keineswegs. Sie können sogar gefährlich sein, so Alexander Möller, Lungenarzt am Kinderspital Zürich: «Rezeptfreie Hustenmittel sind komplett unüberwacht. Es gibt keine Studien oder systematische Tests.»

Immer wieder müssen Kinder im Notfall behandelt werden, weil sie unbeaufsichtigt zu viel Hustenmittel getrunken haben. «Bei zu hoher Dosis funktioniert die Atmung nicht mehr. Die Kinder haben Krämpfe oder sogar Halluzinationen», weiss Alexander Möller.

Was tun, wenn das Kind Husten hat?

Experten-Tipps von Pneumologe Stephan Wieser, Vorstandsmitglied des Vereins Lunge Zürich:

  • Ein Löffel Honig im Tee oder in der warmen Milch wirkt beruhigend auf die Bronchien. Der lindernde Effekt ist sogar in wissenschaftlichen Studien belegt: Honig umhüllt die vom Virus gereizten Hustenrezeptoren im Rachen und lindert so kurzzeitig den Hustenreiz. Aber Achtung: Honig soll erst nach dem ersten Lebensjahr eingenommen werden.
  • Viel trinken – am besten Salbeitee. Bei hartnäckigem Husten ist es besonders wichtig, genug zu trinken. So trocknen die Schleimhäute durch den Infekt nicht aus und sind weniger gereizt. Flüssigkeit hilft auch, zähes Sekret zu verflüssigen, damit es leichter abgehustet werden kann. Besonders hilfreich ist Salbeitee. Er wirkt adstringierend, erhöht also den Speichelfluss. Das führt dazu, dass die Schleimhaut mehr befeuchtet wird. «Bei der Trinkmenge darf man dem Bauchgefühl des Kindes vertrauen», so Dr. Wieser. Für Eltern heisst das: Immer wieder Tee oder Wasser anbieten, aber nicht zum Trinken zwingen.
  • Auf eine gute Luftbefeuchtung achten. Trockene Luft ist nicht gut für die ohnehin schon gereizten Schleimhäute. Gerade während der Heizperiode ist deshalb ein Luftbefeuchter förderlich. Wer keinen hat, legt einfach ein feuchtes Tuch über die Heizkörper. Inhalieren von Kochsalzlösung oder ätherischem Öl ist nicht grundsätzlich ratsam. Manche Menschen reagieren darauf mit Allergien – und besonders bei Kindern ist hier Vorsicht geboten.
  • Geduldig sein. Wenn Kinder husten, braucht es vor allem eins: Geduld. Der Husten lässt sich nie ganz unterdrücken – weder mit Mitteln aus der Apotheke, noch mit natürlichen Mitteln. Man muss ihn aushalten, bis er vorbei ist. Ein normaler Erkältungshusten kann zwei, drei Wochen andauern. Was bei Kindern sicher hilft, ist Zuneigung während der Hustenzeit.

Wann zum Arzt?

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Kommen zum Husten noch zusätzliche Symptome wie Atemnot, pfeifende Atemgeräusche, Gewichtsverlust oder Blut im Auswurf hinzu, ist ein Arztbesuch nötig.

In der Regel dauert der Husten drei Wochen. Sollte er nach acht Wochen noch nicht vorbei sein, gilt der Husten als chronisch. Dann ist es ebenfalls nötig, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.

Puls, 18.10.2021, 21:05 Uhr

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